10 Jahre Syrien-Krieg

Syrische Kinder mögen ihr neues Leben in Deutschland

| Lesedauer: 5 Minuten
Hamudi, Nuha, Sidra und Ahmad (von links) fühlen sich wohl in Deutschland.

Hamudi, Nuha, Sidra und Ahmad (von links) fühlen sich wohl in Deutschland.

Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services

Vor zehn Jahren begann der Krieg in Syrien. Auch Nuha, Sidra, Ahmad und Hamudi haben ihr Heimatland verlassen. Die Kinder mögen ihr neues Leben.

Seit zehn Jahren herrscht in Syrien Krieg. Viele Syrer haben deswegen das Land verlassen. Die Familie von Nuha (15 Jahre), Sidra (14), Ahmad (9) und Hamudi (6) lebte in der Stadt Aleppo. Seit April 2016 wohnen die Kinder mit ihren Eltern in Deutschland. Im Interview erzählen sie von ihren Erinnerungen und davon, was sie an Deutschland schön finden.

Wie alt wart ihr, als ihr nach Deutschland kamt?

Ahmad: Ich war vier.

Hamudi: Ich war noch ganz klein.

Denkt ihr manchmal an den Krieg in Syrien?

Nuha: Ich denke nicht mehr daran. Ich weiß, dass es den Krieg immer noch gibt, aber ich habe ihn hinter mir gelassen. Ich spreche nicht so gern darüber, weil ich es einfach vergessen will. Hier in Deutschland fragt mich auch niemand danach.

Sidra: Ich habe den Krieg in Syrien auch vergessen.

Ahmad: Krieg ist etwas Schlimmes. Aus unserer Familie ist auch jemand gestorben.

Wohnt noch jemand aus eurer Familie in Syrien?

Nuha: Die Eltern meiner Mutter und die Mutter meines Vaters leben noch in Aleppo, und auch mein Onkel und meine Tante.

Wie haltet ihr Kontakt?

Sidra: Mein Vater telefoniert oft mit ihnen, ich nicht so oft.

Ahmad: Meine Oma hat nicht so gutes Internet.

Hamudi: Das Telefonieren klappt deswegen manchmal nicht so gut. Dann dauert das Gespräch nicht so lange.

Welche Bilder habt ihr vor Augen, wenn ihr euch an Syrien erinnert?

Sidra: Das schöne Mittelmeer. Von Aleppo aus sind wir da in den Ferien immer hingefahren. Oder manchmal auch am Wochenende. Ich erinnere mich daran, dass ich auf der Fahrt im Auto immer geschlafen habe. In Aleppo erinnere ich mich an die Zitadelle. Das ist eine große Festung auf einem Hügel.

Nuha: Ich erinnere mich an den Freizeitpark Alam Al Sihr ...

Sidra: … da gab es richtig coole Spiele.

Ahmad: Ich weiß noch, wie ich mit meinem Onkel in Aleppo shoppen gegangen bin. Wir haben Süßigkeiten gekauft. Ich war auch oft bei meiner Oma. Und wir waren oft am Strand und sind im Meer geschwommen. Ich hatte einen Schwimmring, damit ich nicht untergehen konnte. Eine Qualle hat meinen Papa verletzt.


Findest du Erinnerungen wichtig?

Nuha: Ich möchte lieber in die Zukunft schauen. Ich interessiere mich auch nicht so für Nachrichten aus Syrien.

Ihr habt jetzt ein gutes Leben in Deutschland. Gibt es trotzdem etwas, wo ihr sagen würdet: „Das ist in Syrien besser!“?

Nuha: Ich finde es hier in Deutschland besser. Man kann hier seine Meinung frei äußern und diskutieren. Die Menschen hier denken komplett anders als in Syrien.

Sidra: In Deutschland gibt es mehr Regeln und Gesetze. Es ist alles so richtig streng. In Syrien halten sich nicht alle so an die Gesetze wie hier.

Ahmad: Mein Papa arbeitet hier als Busfahrer. In Syrien war mein Papa Busfahrer und Taxifahrer. Im Auto durfte man in Syrien ohne Anschnallgurt fahren. Und man durfte ohne Kindersitz vorne sitzen. Und im Kofferraum durfte man auch sitzen. Das fand ich toll.

Hamudi: Meine Oma lebt nicht in Deutschland, das finde ich schade. Ich fände es schöner, wenn meine Oma hier wäre.

Was findet ihr so richtig schön in Deutschland?

Nuha: Das Leben ist einfach besser hier. Die Schule ist mega.

Sidra: Finde ich auch. Auch wenn es in der achten Klasse schwierig ist. In der neunten Klasse wird es noch schwerer.

Ahmad: Ich finde die Schule ganz toll, in der OGS kann man auch toll spielen. Und ich habe nette Freunde.

Was ist euer Lieblingsessen?

Hamudi: Ich finde alles lecker, was meine Mama kocht. Zum Beispiel Molokhia mit Huhn und Reis. Und ich finde Milch sehr lecker.

Ahmad: Suppe.

Nuha: Döner.


Die UN-Geberkonferenz für Syrien

Die Vereinten Nationen und die Europäische Union halten am 29. und 30. März 2021 eine zweitägige Video-Konferenz zur Lage in Syrien ab. Es geht darum, Geld von vielen Staaten einzusammeln. Es ist für die Menschen, die innerhalb von Syrien oder in Nachbarländer geflüchtet sind und in Armut und Not leben. Die gesammelten Gelder sind unter anderem für Nahrungsmittel, medizinische Hilfen und Schulbildung für Kinder vorgesehen. Sie sollen über Hilfsorganisationen direkt in das Bürgerkriegsland fließen oder Ländern in der Region zugute kommen, die viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen haben.

Nach UN-Angaben leiden 12,4 Millionen Menschen und damit fast 60 Prozent der Bevölkerung unter Hunger. Die Zahl der Menschen, die ohne Ernährungshilfe nicht überleben können, verdoppelte sich innerhalb eines Jahres. Der Assad-Regierung fehlt Geld, um den Wiederaufbau selbst zu bezahlen. Rund 2,5 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kindernachrichten