Kommentar

Veränderungen zulassen – für das Klima

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Peter Toussaint kommentiert.

Peter Toussaint kommentiert.

Foto: Anna Stais / FUNKE Foto Services

Windräder und Wärmepumpen rücken näher ans Haus heran, als manchen lieb sein dürfte. Diesen Preis wird man für die Energiewende zahlen müssen.

Als ich vor 30 Jahren am Strand in Nordholland saß und mir den Sonnenuntergang ansah, war der Horizont noch unverstellt und endlos. Wenn das Wetter schön und die Luft klar war, konnte man noch so eben ein Ölbohrinsel ausmachen. Vor etwa zehn Jahren haben wir aufgehört, die Windkrafträder zu zählen, die die Niederländer dort ins Meer gepflanzt haben. Anfangs hat mich das noch sehr gestört. „Muss man den Touristen denn die schöne Aussicht so verbauen?“, haben wir uns gefragt. Vor drei Wochen waren wir wieder da. Es sind ein paar Dutzend Windräder mehr geworden. Gestört hat mich das nicht. Im Gegenteil. Längst ist es für mich ein gutes Zeichen dafür, dass es vorwärtsgeht mit der Energiewende.

In dieser Woche sind Abstandsregeln gefallen. Windräder werden demnächst näher an die Wohnbebauung rücken dürfen, und die Bauordnung soll den Aufbau von Wärmepumpen nicht daran scheitern lassen, dass ein paar Zentimeter bis zum Nachbargrundstück fehlen.

Wer auf Kohle, Gas und Kernkraft verzichten will, muss regenerative Energien fördern

An Rhein und Ruhr sind die Menschen daran gewöhnt, dass Späne fallen, wenn gehobelt wird und Schlote rauchen, wenn Kohle brennt. Mit dem Blick auf Fördertürme, Kraftwerke, Kokereien und Stahlwerke sind wir groß geworden. Wenn’s stank, wurden die Fenster geschlossen, und bei dicker Luft die Wäsche reingeholt.

Da werden wir es doch wohl ertragen können, wenn ein Windrad die schöne Aussicht verstellt. Und wir werden lernen, das Surren von Flügeln und Wärmepumpen auszuhalten. Wer auf Kohle, Gas und Kernkraft verzichten will, muss regenerative Energien fördern. Anders geht es nicht.

Die NRZ hat gerade zusammen mit der Freddy Fischer Stiftung den „Solidaritätspreis 2023“ verliehen. Es ging um pfiffige Ideen, die beweisen, dass man was tun kann, um den Klimawandel zu begrenzen und mit den Folgen gut umzugehen. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welchem Eifer und mit welcher Zuversicht Menschen, Initiativen und Start-ups ans Werk gehen. Es bringt nichts, nur auf andere zu zeigen. Man muss was machen. Wir alle müssen was machen. Und wir müssen Veränderungen zulassen.

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