Aus den Niederlanden. Stichtag 30. Januar: Vor 375 Jahren wurde der Friedensvertrag von Münster geschlossen – und die Niederlande unabhängig von der spanischen Krone.
Der 30. Januar ist einer der wichtigsten Tage in der Geschichte der Niederlande. Gefeiert wird zwar in der Regel nicht, im Gegensatz zum Koningsdag am 27. April oder zum Bevrijdingsdag am 5. Mai, aber nicht nur Historiker wissen genau, welche Rolle dieses Datum vor langer Zeit einmal gespielt hat. An diesem Tag vor 375 Jahren wurde der Frieden von Münster geschlossen. Nach 80 Jahren Krieg erkannte Spanien am 30. Januar 1648 die Unabhängigkeit der Sieben Vereinigten Niederlande an – ein absoluter Wendepunkt im Hause Oranien.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eskaliert rund um den wichtigen Hafen Antwerpen der Widerstand gegen das Königshaus in Madrid. Bis 1555 stehen die Niederlande als Teil des Heiligen Römischen Reichs unter dem Einfluss der Burgunder und Habsburger, zum Territorium gehört nicht nur der heutige Teil des Landes, sondern auch Belgien, Luxemburg und eine Ecke Nordfrankreichs.
Aufstand der Protestanten
Als Philipp II., ein Sohn Karls des V., seit 1520 der in Aachen gekrönte Kaiser des deutschen Reiches, ab 1555 die Herrschaft übernimmt, werden die Konflikte größer. Es herrscht ein Glaubenskrieg, während sich auch in Deutschland die Protestanten nicht mehr dem strengen Joch der Katholiken unterwerfen, kommt es in den niederländischen Provinzen zum Aufstand.
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Angeführt werden die Proteste von den Grafen von Egmont und Hoorn sowie einem gewissen Wilhelm von Oranien. Der später als „Vater des Vaterlands“ gefeierte Graf von Nassau-Dillenburg macht Ernst im Kampf gegen die spanische Krone. Die hatte 1567 zur Durchsetzung ihrer Interessen einen besonders grausamen Vertreter nach Norden geschickt: den Herzog von Alba. Während sich Wilhelm öffentlich für die Konfessionsfreiheit starkmachte, drohte Philipp II. damit, in den Niederlanden sogar die Inquisition wieder einzuführen und in Person des Herzogs von Alba alle Protestanten unnachgiebig zu verfolgen.
Rebellische „Geusen“
Mit der Schlacht von Dahlen, einem kleinen Ort bei Mönchengladbach, beginnt am 25. April 1568 der Krieg. Niederländische Rebellen, die sich „Geusen“ (übersetzt: „Bettler“) nennen, fordern die übermächtig erscheinende spanische Armee heraus. Es wird ein langer, verlustreicher Kampf, nur von 1609 bis 1621 herrscht Waffenstillstand, ehe mit Beginn des 30-jährigen Kriegs die Konflikte zwischen dem katholischen Kaiserreich und der Protestantischen Union neu aufflammen.
Erst im Laufe der 1640er Jahre zeichnet sich ein Ende der Kämpfe ab. Im Rahmen des ab 1646 stattfindenden Westfälischen Friedenskongresses wird schließlich am 30. Januar 1648 der Friede von Münster besiegelt – und die Niederlande ein souveräner Staat.
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