Ex-Eisbären-Spieler Ralf Wank präsentiert einen alten Vereinswimpel. Er spielte noch bis vor kurzem für den Hobbyverein Yetis Krefeld. Im Hintergrund ein kleiner Teil seiner Eishockeysammlung.
Foto: Friedhelm Thelen
Duisburg. Die Duisburger Eisbären spielten von 1983 bis 1988 in der Bezirksliga und sind heute fast vergessen. Ralf Wank spielte für den Verein.
Als der Vater von Ralf Wank die Eissporthalle in Dorsten betrat, ging es gerade zur Sache. „Ein Spieler von Dorsten hatte einen unserer Jungs schwer gefoult“, erinnert sich der heute 59-Jährige. Das konnte er so nicht auf sich beruhen lassen und lieferte sich mit dem Spieler der Gastgeber einen, sagen wir mal, intensiven Meinungsaustausch mit handfesten Argumenten. „Die Dorstener Eishockeyfans brüllten und riefen mir nicht gerade freundliche Sachen hinterher“, lacht Wank, als er die Szene beschreibt. „Und das war das erste, was mein Vater an dem Abend in der Eishalle gehört hat.“
Es ist ein legendäres Eishockeyspiel in der Erinnerung jener, die für diesen Verein gespielt haben. Es handelt sich nicht um den DSC, der damals, Ende der 80er, der Vorgängerverein des heutigen EVD war. Ralf Wank spielte für die Duisburger Eisbären. Kennen Sie nicht? Der Verein wurde 1979 gegründet, 1983 ins Vereinsregister eingetragen und absolvierte von 1983 bis 1988 fünf Spielzeiten in der Bezirksliga – der untersten Klasse. Und jenes Duell in Dorsten bleibt Wank in Erinnerung. „Das war für Dorsten ein wichtiges Spiel“, berichtet er. Die Dorstener hatten sich viel vorgenommen – und das Hinspiel bei den Eisbären mit 18:1 gewonnen. 750 Zuschauer kamen, wähnten sich in Erwartung eines sicheren Sieges, doch die Eisbären drehten die Partie in den Schlussminuten und gewannen mit 5:4. „Der Dorstener Torhüter saß weinend auf der Bank“, so Wank. Der Trainer des Favoriten hatte ihn in der Schlussminute für einen sechsten Feldspieler vom Eis genommen. Es änderte aber nichts mehr. Die Eisbären gingen als Sieger vom Eis.
Zahlreiche Vereine in der „Mondscheinliga“
1983 hatte der Eissport-Verband Nordrhein-Westfalen große Anstrengungen unternommen, um so genannte Hobbyvereine für den regulären Spielbetrieb zu begeistern. Um mit der Eismiete zurechtzukommen, durfte in einigen Eishallen gar die Spielzeit auf dreimal 15 Minuten verkürzt werden. „Das war eine Mondscheinliga, weil viele Spiele erst nach 22 Uhr begonnen haben“, erzählt Wank. Die Eisbären hatten ihr Domizil in der Eissporthalle Dinslaken aufgeschlagen. „Die meisten von uns haben damals erst mit dem Eishockey angefangen. Wir hatten aber auch einige, die zuvor in der DSC-Jugend gespielt hatten.“ Mit dem leider verstorbenen Frank Dietrich war auch ein Schiedsrichter als Spieler aktiv, der es als Linesman bis in die Bundesliga geschafft hatte und für die Schiri-Ausbildung in NRW verantwortlich war.
„Später war auch Manfred Schmitz bei uns“, so Wank. Der ehemalige Skaterhockey-Bundestrainer sammelte erste Trainererfahrungen. Und sein damals noch junger Sohn Patrick, heute eine Vereinslegende der Duisburg Ducks und Ehrenspielführer der Skaterhockey-Nationalmannschaft, „machte die Tür“, wie es im Eishockey heißt. Er ließ an der Bande also die Spieler rein und raus. Die Eisbären nahmen auch an Turnieren beispielsweise in der Schweiz teil – und veranstalteten Schnitzeljagden für ihre Spieler. Schon in der ersten Bezirksliga-Saison gelang übrigens ein Highlight – als man dem späteren Meister Herforder EG den einzigen Verlustpunkt zufügte.
Derbys gegen den ECD
Legendär waren auch die Derbys mit dem EC Duisburg. „Das waren emotionale Spiele. Das wollte keiner verlieren. Und selbst unter den Angehörigen auf den Rängen ging es nicht allzu freundlich zu“, erinnert sich Wank. Der ECD stieg 1987 in die NRW-Liga auf und machte dem damals jungen EVD Anfang der 90er, freilich erfolglos, Konkurrenz, sodass die ECD-Lizenz seinerzeit in Wolfsburg landete.
Peter Schöninger war der erste Trainer. Peter Roth, Hartmut Meese, Ralf Krajewski waren einige Eisbären-Spieler der ersten Stunde. Auch Ulrich Lüger übrigens, der heute für die CDU im Stadtrat sitzt. Wanks Freund Klaus Trettin war es, der ihn vom Fußball zum Eishockey lotste – und damit eine Leidenschaft entfachte. Noch heute, wenn nicht gerade eine Pandemie den Spielbetrieb lahmlegt, besucht Wank die Spiele der Füchse.
Als es mit den Eisbären 1988 zu Ende ging – Wank: „Viele konnten aus familiären und beruflichen Gründen nicht weitermachen“ – schloss sich der Duisburger anderen Hobbymannschaften an: den Huskies Dinslaken, Piranhas Wesel, Duisburg Dolphins und zuletzt und sehr lange den Yetis Krefeld, für die er in der „Canpro-Liga“ 1997/98 gar Topscorer war. Nun hat er im Zuge der Pandemie aufgehört: „Ich war der Eisbären-Spieler, der am längsten aktiv war.“
Riesige Brett-Hull-Sammlung
Das heißt nicht, dass Ralf Wank dem Eishockey entsagt hat. „Ich habe eine der größten Sammlungen von Playercards von Brett Hull“, so Wank. Er ist sein Lieblings-(Ex-)Spieler aus der NHL. „Ich habe einige Karten, die extrem limitiert oder sogar Einzelstücke sind.“ Die Schönsten hat er in Vitrinen drapiert – etliche der Tausenden Karten sind in Ordnern verstaut. Dort hat er aber auch Füchse-Karten. Regelmäßig besucht er Sammlertreffen, organisiert Freundschaftsspiele für die, die die gleiche Sammelleidenschaft teilen. Eishockey – das ist eben nicht nur irgendein Sport. Das ist eine Sache fürs Leben.
>>Erinnerung an den ESC Ahaus
Am 16. Oktober 1983 bestritten die Duisburger Eisbären ihr erstes Bezirksliga-Spiel beim ESC Ahaus, das mit 4:5 verloren ging. Damit begannen die Duisburger bei einem bis heute legendären NRW-Verein, der im gleichen Jahr seinen Spielbetrieb aufnahm. Denn die Heimspielstätte der Münsterländer war der „Treffpunkt Ahaus“. Das Kuriose: Die Eissporthalle befand sich im zweiten Stockwerk. Ebenerdig war der Supermarkt „K+K Center“ zu finden, in der ersten Etage gab es eine Kegel- und Bowling-Bahn und darüber schließlich die Eissporthalle. Der Komplex wurde 1991 geschlossen und der ESC aufgelöst. „Quasi-Nachfolger“ ist der Skaterhockey-Verein Ahauser Maidy Dogs.
>>Wo sind sie geblieben?
Sie können uns auch etwas über einen früheren Duisburger Sportverein berichten – ein Verein, der nicht mehr existiert oder in einer Fusion aufgegangen ist? Schön wäre, wenn Sie noch alte Fotos oder Erinnerungsstücke wie Anstecknadeln oder Wimpel haben, damit wir diese auf Fotos zeigen können. Wenn Sie uns von diesen Sportvereinen erzählen wollen, freuen wir uns auf Ihre Nachricht unter sport.duisburg@nrz.de oder auf Ihren Anruf unter der Nummer 0203/9926-3181.
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