Hamminkeln. Olaf Betting ist mit Unterbrechungen seit 2002 Trainer des ersten Volleyball-Teams von BW Dingden. Im Interview äußert er sich zu seinen Zielen.
Er sagt von sich, dass er gut und schnell abschalten kann – auch von seiner Tätigkeit als Trainer des Volleyball-Zweitligisten BW Dingden. Doch viel Zeit dazu bleibt Olaf Betting nicht. Selbst zwischen den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel plant der Trainer Einheiten ein. Und die erste Woche in 2017 bringt für den Tabellensechsten einen ganz normalen Ablauf. Schließlich setzen die Blau-Weißen am 7. Januar mit dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen die Saison fort. Die NRZ sprach mit dem 51-Jährigen über den bisherigen Verlauf der Spielzeit und die sportliche Zukunft, auch die persönliche.
Mit 21 Punkten und mehr Siegen als Niederlagen haben Sie das Jahr mit BWD abgeschlossen, Zwölf Zähler beträgt der Vorsprung gegenüber dem Tabellenvorletzten. Lassen Sie die Sektkorken nicht nur wegen des Jahreswechsels, sondern auch in Sachen Klassenerhalt schon knallen?
Olaf Betting: Nein, ganz bestimmt nicht. Klar ist das Polster groß, aber wir müssen noch mindestens drei Spiele gewinnen. Schon allein, wenn man sieht, wie Sorpesee und der USC Münster II zuletzt gepunktet haben.
Platz sechs bis acht wäre für den Trainer perfekt
Was haben Sie sich mit der Mannschaft für die restlichen elf Spiele bis zum Saisonende am 22. April vorgenommen?
Wir wollen vor allen Dingen zu Hause das ein oder andere Spiel vernünftig bestreiten. Da warten auf uns sehr attraktive Gegner. Außerdem wollen wir unsere Leistung noch ein bisschen mehr stabilisieren, obwohl das gegenüber der letzten Saison schon besser geworden ist. Am Ende auf Platz sechs bis acht zu landen, das wäre perfekt.
Dingdens Trumpfkarte ist es, eingespielt zu sein
Es heißt immer, dass das zweite Jahr für einen Aufsteiger besonders schwer ist. Warum trifft dies für Ihr Team nicht zu?
Wir haben fast komplett die gleiche Mannschaft wie in der vergangenen Saison. Das Team ist also eingespielt. Zuletzt standen 17 Volleyballerinnen im Kader, jetzt sind es 13 – aber der Kern ist zusammengeblieben. Viele andere Mannschaften sind neu zusammengesetzt, beispielsweise Emlichheim, Gladbeck oder Borken. Die müssen sich jetzt erst einmal finden. Das wird in der Rückrunde wohl passieren, deshalb wird diese sicherlich auch für uns wesentlich schwieriger sein.
Talente benötigen noch ein wenig Zeit
Welche Spielerinnen haben gegenüber der letzten Saison am meisten dazugelernt, also den größten Sprung gemacht?
Da möchte ich niemanden herausheben. Als Team haben wir uns auf dem Niveau der 2. Bundesliga gefestigt. Wenn eine Spielerin schwächelt, haben wir immer jemanden auf der Bank, der bedenkenlos eingesetzt werden kann. Mit Katrin Kappmeyer besitzen wir auch weiter eine Spielerin, die ein bisschen heraussticht.
Aus der zweiten Mannschaft ist mit Lena Priebs eine 16-Jährige hochgezogen worden, Greta Klein-Hitpaß ist sogar erst 15 Jahre alt. Schlummern noch weitere Talente in Reihen der Blau-Weißen?
Es gibt derzeit niemanden, der auf Anhieb in der 2. Bundesliga spielen könnte. Das dauert noch ein bisschen, die Talente benötigen ein wenig Zeit. Mit Mira und Lara Kruse sowie Lucia Woidschützke trainieren einige schon bei uns mit.
Andrea Harbrings Ausfall teilweise kompensiert
Andrea Harbring zählt auch gerade mal erst 18 Jahre. Was war Ihre erste Reaktion, als feststand, dass sie mit einem Kreuzbandriss lange ausfällt?
Das eigentliche Wort möchte ich hier jetzt nicht sagen, nennen wir es stattdessen mal schade. Für Andrea tut es mir wahnsinnig leid. Sie ist eine Spielerin, die wir überall einsetzen können. Zuletzt war sie besonders auf der Mittelposition zu Hause. Was den Ausfall nicht ganz so schwer wiegen lässt, ist die Tatsache, dass wir dort mit vier Spielerinnen ganz gut besetzt sind. So konnten wir ihren Ausfall teilweise kompensieren, das hat einigermaßen gepasst. Dies wird auch im neuen Jahr klappen müssen, denn wir werden Andrea Habring auf keinen Fall einsetzen, sondern sie ganz in Ruhe aufbauen.
Wieviel Luft nach oben gibt es für BWD, können Sie das in einer Platzierung ausdrücken?
Betrachtet man es realistisch, sollte mit Platz fünf das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Wenn alles optimal läuft, eventuell Rang vier. Aber das war schon eine überragende Hinrunde. Die zu toppen, das wird schwer. Obwohl wir tendenziell in der zweiten Serie eigentlich immer stärker sind.
„Vielleicht trete ich ein wenig kürzer“
Ist die 2. Bundesliga auch das höchste der sportlichen Gefühle für BW Dingden?
Ja, denn wir sind mit eigenen Spielerinnen unterwegs. Es ist nicht unsere Philosophie und unser Ziel, mit Volleyballerinnen anzutreten, die zu 80 Prozent von weiter entfernt kommen. Außerdem haben wir nicht das Geld, um Spielerinnen einzukaufen.
Mit Pascall Reiß hat BWD einen Trainer in seinen Reihen, der die im zweiten Zweitliga-Jahr vorgeschriebene A-Lizenz gerade macht. Sie sind deshalb offiziell nur noch „Co“. Was hat sich damit für Sie verändert?
Ich sitze ein bisschen entspannter auf der Bank, stehe nicht mehr an der Linie. Sonst hat sich nichts geändert. Wir waren vorher und sind jetzt auch ein Trainer-Team, das sich immer abstimmt. Und Pascall Reiß macht die Sache fantastisch. Ich bin jetzt im vierten Jahr bei der ersten Damen-Mannschaft. Im Moment sagen die Tabelle und die Stimmung in der Mannschaft, warum sollen wir etwas ändern. Demnächst werden Pascall Reiß und ich besprechen, wie es im nächsten Jahr aussieht. Vielleicht trete ich ein wenig kürzer. Vor Februar fällt da aber keine Entscheidung.
Beachvolleyball ist nicht so Bettings Metier
BW Dingden wird auch immer mehr zu einer Schmiede hoffnungsvoller Beachvolleyball-Talente. Was trauen Sie Ihren Spielerinnen im Sand zu?
Da bin ich ein bisschen außen vor, Sand ist nicht so mein Steckenpferd. Wir haben mit Arne Ohlms einen super Beach-Trainer. Letztlich wird man abwarten müssen, wie Andrea Harbring nach ihrem Kreuzbandriss wieder zurückkommt. Greta Klein-Hitpaß ist sowieso ganz vorne dabei.
>> DER WERDEGANG ALS BWD-TRAINER
Die Anfänge von Olaf Betting als Trainer der ersten Damen-Mannschaft von BW Dingden liegen schon einige Jahre zurück. 2002 übernahm der heute 51-Jährige das Team in der Bezirksliga, in den sieben Spielzeiten unter seiner Regie ging es bis zur Oberliga. Danach coachte Betting zwei Jahre die zweite Mannschaft, ehe er für zwei Jahre als Co-Trainer unter Michael Kindermann wieder in der ersten Garnitur einstieg. In der Saison 2013/14 wurde Olaf Betting Nachfolger von Michael Kindermann, seit dieser Spielzeit ist er offiziell Co-Trainer.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wesel Hamminkeln Schermbeck