Dinslaken. Ausstellung verdeutlicht, was den Literaturnobelpreisträger an der Malerei faszinierte und stellt seinen Bildern Plastiken von Barlach gegenüber.
Bereits 2010 und 2020 wartete die Ernst-Barlach-Gesamtschule in Dinslaken (EBGS) in Kooperation mit der Ernst Barlach Museumsgesellschaft Wedel mit Ausstellungen von Werken ihres Namensgeber auf, die weit über das hinausgingen, was man im schulischen Kontext erwarten darf. Nicht nur erhielten die eigenen Schüler die Möglichkeit, Kunst und Zeitgeschichte an Originalen zu studieren, die Qualität und die Präsentation der Werke Barlachs machte auch für externe Kunstliebhaber den Weg zur Scharnhorststraße 2 lohnenswert.
Ein Fest der Farben und Klänge
Wer aber glaubte, dass diese Shauen nicht mehr zu toppen seien, wird nun eines besseren belehrt. Am Sonntag eröffneten Uli Wangerin und Jutta Wittchen gemeinsam mit dem Leiter der Museumsgesellschaft Dr. Jürgen Doppelstein „Blicke und Perspektiven - Hesse trifft Barlach“. Wieder sind qualitätsvolle Plastiken von Barlach zu sehen. Doch der Fokus der Ausstellung liegt auf Hermann Hesses.
Hesse in Dinslaken. Das ist ein Fest der Farben und Klänge, des Lichts des Südens und der Tiefe, die in den funkelnden Versen Hesses ruht. Die Besucher schreiten über Roman-Zitate in den Saal, wo sich das Gedicht „Stufen“ („Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“) zwischen Plastiken Barlachs die Tribüne herab ergießt. Zwischen überlebensgroßen Schwarzweißfotos des umfassen schöpferischen Schriftsteller, der als Junge Geige lernte und in dessen Nachlass man Tausende von Aquarelle fand, leuchten das Tessin, Hesses Schweizer Wahlheimat. Oder eher: Es ist Hesses Blick auf diese Landschaft.
Ein Blick, der von der Intention gelenkt ist, die Schönheit dieser Welt in sich aufzunehmen und das, was bedrückt, für ein paar beglückende Momente auszublenden. Hesse fand in der Lebenskrise während des 1. Weltkriegs als Therapie zum Malen und dies blieb es auch für ihn, trotz Ausstellungen und Illustrationen seiner eigenen Werke. Dabei brauchen die besten seiner Werke den Vergleich mit seinen Künstlerfreunden der „Brücke und des „Blauen Reiters“ nicht scheuen. Hesses stärkste Bilder kann man stilistisch als „harmonischen Expressionismus“ bezeichnen,
Die Öffnungszeiten der Ausstellung
Die Bilder stammen aus dem Nachlass von Silvo Hesse und dem Editionsarchiv Offenbach von Volker Michels, Suhrkamp-Lektor und einer der profiliertesten Hesse-Kenner überhaupt. Er war es, der am Sonntag die profunde Einführung zu Hesses Kunst gab, eingerahmt von der Bratschen-Musik von Teresa und Teilmann Kircher. Nun gilt, es die Bilder und Worte Hesses im Stillen auf sich wirken zu lassen. Die Ausstellung ist bis zum 29. Oktober montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt: acht Euro.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Dinslaken / Hünxe / Voerde