Jüdisches Leben

Markus Gehling sucht Hinweise zu Friedrichsfelder Familie

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Das Wohnhaus der Neukamps an der Frankfurter Straße dürfte laut Gehling das heute weiße Gebäude gewesen sein, vor dem das Postauto steht. Im Eckhaus habe später kurz die Tochter gelebt.

Das Wohnhaus der Neukamps an der Frankfurter Straße dürfte laut Gehling das heute weiße Gebäude gewesen sein, vor dem das Postauto steht. Im Eckhaus habe später kurz die Tochter gelebt.

Foto: Markus Gehling / PR

Voerde.  Markus Gehling möchte den Lebensweg von Otto Neukamp, dessen Vater Jude war, und seiner Familie darlegen und hofft auf Hilfe aus der Bevölkerung.

Mit seinen umfassenden Recherchen ist es Markus Gehling gelungen, das bis dahin unbekannte Schicksal der Nachfahren des jüdischen Dorfmetzgers Jakob Herz aus Spellen im Dritten Reich aus dem Dunkel ans Licht zu holen. Die meisten von ihnen wurden von den Nazis ermordet. Keiner hatte in der NS-Zeit noch in Spellen gelebt. Bereits seit längerem geht der Pastoralreferent der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul Voerde den Spuren jüdischen Lebens in seinem Heimatort nach. Die Frage, wie es möglich war zu sagen, „Familien jüdischen Glaubens gehören nicht zu uns“, ihnen dürfe „alles angetan werden“, lässt ihn zeit seines Lebens nicht los, sagt der Seelsorger. Er möchte an der „Aussöhnung mitwirken“, seine Recherchen über die einstige Existenz jüdischen Lebens in Voerde sind für ihn ein Beitrag dazu.

Nun hofft Markus Gehling, mehr über Elisabeth und Otto Neukamp und deren Tochter Lieselotte in Erfahrung bringen zu können. Sie lebten von 1918 bis 1939 in Friedrichsfeld an der Frankfurter Straße in der Nähe der Einmündung Böskenstraße/Poststraße, wie er berichtet. Otto Neukamps Vater Louis war Jude und mit einer Katholikin verheiratet. Ihre gemeinsamen Kinder waren alle katholisch getauft. Otto Neukamp konvertierte für seine Eheschließung zum evangelischen Christentum. Sein Vater Louis blieb zeitlebens jüdisch.

„Otto war zeitweise bei der Post in Friedrichsfeld beschäftigt. Elisabeth arbeitete als Näherin und gab auch Unterricht in Nähen und Handarbeiten“, erklärt Markus Gehling. Die Tochter Lieselotte sei Krankenschwester geworden und habe möglicherweise im Krankenhaus in Dinslaken gearbeitet. „Sie ist nach dem Krieg nach England ausgewandert und dort 2011 verstorben“, sagt Gehling.

Aufgrund eines Hinweises aus der Lebensgeschichte einer Voerderin ist er auf die Familie Neukamp aufmerksam geworden. Gehling hofft nun auf Hinweise von Menschen, die etwas zu den Personen sagen können und so bei der Aufklärung von deren Lebensgeschichte helfen können.

„Möglicherweise könnte in Erinnerung an die Familie in Friedrichsfeld auch ein sogenannter Stolperstein verlegt werden“, sagt Gehling. Otto Neukamp sei aufgrund seines jüdischen Vaters zu Zwangsarbeit verpflichtet worden, habe die Kriegszeit aber überlebt. „Frau und Tochter zogen deshalb zu Verwandten nach Sachsen“, sagt Gehling.

Der Seelsorger sucht darüber hinaus Vorkriegsfotos und Erinnerungen an die Geschäfte an der Bülowstraße in Friedrichsfeld. Dort soll es Anfang der 1930er Jahre eine Filiale des Weseler Textilgeschäfts L. Plaat, Inhaber Siegmund Poppert, gegeben haben. (P.K.)

Wer Markus Gehling bei seinen Recherchen helfen kann, möge sich per Mail (markus.gehling@web.de) oder telefonisch 02855/8999632 an ihn wenden.

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