SPD-Stimmen

Stimmen aus Dinslaken, Voerde, Hünxe zum Gabriel-Rücktritt

| Lesedauer: 3 Minuten
2010 besuchte Sigmar Gabriel das Mühlenmuseum in Hiesfeld. Sein am Dienstag verkündeter Verzicht auf die Kanzlerkandidatur kam für manchen Genossen an der Basis überraschend.

2010 besuchte Sigmar Gabriel das Mühlenmuseum in Hiesfeld. Sein am Dienstag verkündeter Verzicht auf die Kanzlerkandidatur kam für manchen Genossen an der Basis überraschend.

Foto: Heiko Kempken

Dinslaken/Voerde/Hünxe.   Die SPD-Spitzen in Dinslaken, Voerde, Hünxe sehen eine Kandidatur von Martin Schulz fast durchweg positiv. Manchen hat die Nachricht überrascht.

Die Nachricht vom Rücktritt des SPD-Parteichefs Sigmar Gabriel erfuhr Johannes Niggemeier, stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender der SPD in Dinslaken, gestern Nachmittag von der NRZ – und war völlig überrascht. „Das lässt mich ratlos zurück“, meint er. „Ich habe gedacht, dass Sigmar Gabriel für Konstanz steht. Für mich stand fest, dass er als Kanzlerkandidat antreten muss.“ Der Rücktritt sei „ein Rückfall in alte Zeiten“.

Dass Martin Schulz den Parteivorsitz übernehmen und als Kanzlerkandidat antreten soll, überzeugt Niggemeier nicht auf Anhieb. Schulz habe sich zwar im Europaparlament bewährt, aber Sigmar Gabriels Erfahrungen auf Berliner Parkett würden ihm nach Niggemeiers Ansicht fehlen. „Bei der täglichen Parteiarbeit eckt man auch einmal an.“ So erklärt er sich, dass sich in einer Umfrage unter SPD-Anhängern eine Mehrheit für Schulz als Kanzlerkandidaten ausgesprochen hätte.

„Martin Schulz ist zur Zeit genau der Richtige“

Der Dinslakener SPD-Vorsitzende Reinhard Wolf sieht das anders: Gabriel habe zwar seine Verdienste, aber „Martin Schulz ist zur Zeit genau der Richtige“. Zwar fehle ihm innenpolitische Erfahrung, dennoch sei er ein erfahrener Politiker. Dass Schulz als Kanzlerkandidat antrete, war Wolf klar: „Er kommt ja nicht, um sieben Monate Interims-Außenminister zu werden.“

Stefan Weltgen, stellvertretender Vorsitzender des Voerder SPD-Ortsvereins, kann mit der Entscheidung „ganz gut leben“. Für ihn kam sie auch nicht überraschend. Gabriel habe erkannt, dass er innerhalb der Partei nicht den Rückhalt habe, den er gebraucht und den er sich gewünscht habe.

Schulz habe viel für Europa getan

Voerdes SPD-Vorsitzender Bastian Lemm spricht von einer „guten Entscheidung für die SPD“. Er glaubt, dass Gabriel als Kanzlerkandidat deutlich schwieriger zu vermitteln gewesen wäre als Martin Schulz. Er hält den ehemaligen Präsidenten des EU-Parlaments für einen geeigneten Kanzlerkandidaten, mit dem die SPD eine Mobilisierung erreichen könne.

Schulz sei „prädestiniert“, dieses Amt zu führen, da er sehr stark im europäischen Gedanken verwurzelt sei. Die Briten würden sehen, wo sie künftig „ihre Rolle in der Weltpolitik haben werden“. Schulz habe viel für Europa getan, er habe zusammengeführt, integriert, meint auch Stefan Weltgen.

Gabriels Verzicht zeige seine innere Größe

„Ich bin wirklich überrascht, ich bin fest davon ausgegangen, dass Gabriel es macht“, sagt Jan Scholte-Reh, SPD-Vorsitzender in Hünxe. Er habe Respekt vor der Entscheidung und dass Sigmar Gabriel „eigene Interessen aus Pflichtbewusstsein zurückstellt“. Das zeige innere Größe, „Hut ab“, so der Bruckhausener.

Mit Martin Schulz bekomme die SPD einen Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten, „der die SPD auch an der Basis erreichen kann. Er ist bodenständig, geradlinig und spricht eine klare Sprache“, meint Scholte-Reh. Durch seine Tätigkeit im EU-Parlament habe Schulz Erfahrung auf internationalem Parkett, wichtig gerade in Zeiten von Globalisierungskritikern. „Schulz ist ein überzeugter Europäer und sehr beliebt in der SPD“, sagt Scholte-Reh.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Dinslaken / Hünxe / Voerde