
Kellner Robby Seyffardt und Wirt Matthias Altthof
Foto: nrz
Altstadt. Zum Geburtstag darfs auch mal ein Schnäpschen sein. 1000 unterschiedliche davon gibt es in der Szene-Kneipe Kreuzherren Eck in der Düsseldorfer Altstadt. Die feiert am Sonntag ihren 60 Ehrentag. Mit Speckschnitten statt einer Torte. Warum? Die kann dort nämlich auch mal an die Decke gehen.
Eines der bekanntesten Traditionslokale in der Altstadt feiert am Sonntag, 14. September, seinen 60-jährigen Geburtstag – obwohl das mit dem offiziellen Ehrentag in der „Kreuzherren Eck“ so eine Sache ist. Zwischen Mitte Oktober und Ende November 1954 datiert der Eröffnungstermin. Warum, das zeigt ein kurzer Blick auf die Geschichte des Eckhauses.
Schon 1948 war das Parterre des Hauses Alte Stadt 14 nämlich ein kleiner Laden – inklusive Wohn- und Essbereich. Das Ehepaar Trude und Otto Schuster kaufte das Haus, das als eines der wenigen in der Altstadt vom Krieg verschont geblieben war, und boten im vorderen Bereich des auch heute nur 30 Quadratmeter kleinen Raums „Trudl’s Hühnersuppe“ zum Verzehr an. Hinten lebte die Familie. Das Geschäft lief gut, Familie Schuster eröffnete schnell ein richtiges Restaurant, „Zum Csikos“ genannt. Mit ihm kamen die Künstler. Günter Grass, Hannelore Esser, Bruno Goller oder Günter Groter wurden zu Stammgästen der ungarischen Küche, und mit ihnen entstand die Idee zum Schnapsausschank in der Eckkneipe.
Und die hat seit ihrer Eröffnung so einiges erlebt: Tortenreste an der Decke, mittlerweile pechschwarz mit dem Gemäuer verschmolzen, erzählen von vielen feuchtfröhlichen Geburtstagsabenden, in denen sich Studenten, Touristen und Anwälte die Klinke in die Hand gaben. Doch die Kneipe war auch ein kleiner Filmstar, wie sich Addi Hansen, Stammgast der ersten Stunde erinnert: Für einen Düsseldorf-Krimi mit dem Titel „Lösegeld“ wurde eigens eine neue Theke angefertigt. Auch die „Jazz-Banditen“ spielten im „Bobby“, wie die Kneipe nach ihrem damaligen Kellner Johann Franz von Boekumen auch genannt wurde. Später im Kino hatte sogar Hansen eine „Hauptrolle“, wie er sagt: „Die dauerte bestimmt eine Minute.“ Viele Minuten hat er dafür schon in der Kneipe verbracht. Warum?„Das Gefühl hier kann man nicht beschreiben, man muss es erleben. Entweder geht man dann sofort oder man bleibt. Ich bin geblieben.“
Geblieben ist auch der Schnaps, genauso wie die Kneipe auch heute, mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Eröffnung, noch genauso urig und altgediegen aussieht wie damals. Nur Wirt und Kellner sind zwei neue: Matthias Althof schmeißt den Laden, während „Bobby“ Seyffardt die Spezialitäten, selbst gemachten „Peperoni-Schnaps“ oder den finnischen Hochprozentigen „Salmiakki“ serviert. So auch am Sonntag: Doch da soll es nicht nur Flüssiges für den Magen geben. Althof: „Wir servieren die Mahlzeiten aus dem Gründerjahr.“ Szegediner Gulasch, Beinfleisch auf Kümmelbrot und Speckschnitten machen die Zeitreise nach anno dazumal perfekt.
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