Tierrettung

Düsseldorfer Verein holt Tiere aus Krisengebieten

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Diese beiden Hunde fressen im wahrsten Sinne des Wortes von der Straße. Im Hintergrund ist ein zerstörtes Gebäude zu sehen.

Diese beiden Hunde fressen im wahrsten Sinne des Wortes von der Straße. Im Hintergrund ist ein zerstörtes Gebäude zu sehen.

Foto: TSV Notpfote / Privat

Düsseldorf.  Die Düsseldorfer Tierschutzorganisation „Notpfote“ fährt zu Einsätzen in die Ukraine und die Türkei. Die Lage in beiden Ländern ist verheerend.

Das schwere Erdbeben in der Region Hatay im türkisch-syrischen Grenzgebiet hat Anfang Februar mehr als 50.000 Menschen das Leben gekostet. Die Region ist immer noch von der Katastrophe gezeichnet, die türkische Regierung rechnet mit Wiederaufbaukosten von mehr als 100 Milliarden Dollar. Die Düsseldorferin Babette Terveer, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins „Notpfote“, der in der Türkei auch humanitäre Hilfe leistet, macht sich bei ihren Einsätzen vor Ort regelmäßig ein Bild. „Den Menschen geht es sehr schlecht, es gibt kaum Lebensmittel. Außerdem bergen wir fast nur sterbende Tiere“, erklärt Terveer.

Keine Häuser, keine Infrastruktur

Die Region hatte zuvor 1,4 Millionen Einwohner, aber nun „gibt es keine Häuser, keine Infrastruktur. Es sieht aus wie nach einem Atomkrieg und riecht nach Verwesung. Viele Trümmer sind noch nicht abgetragen, und es fehlt an allen Ecken und Enden“, schildert die Düsseldorferin die Lage vor Ort. Aktuell betreue „Notpfote“ rund 200 Tiere, die zum Beispiel unter den Trümmern des Erdbebens oder in den Straßen – lebend – gefunden wurden.

Aktuell könnten allerdings keine Tiere nach Deutschland gebracht werden, so dass der Verein vor Ort Hilfe leistet und dabei Unterstützung von einem türkischen Tierheim bekommt. „Ich habe noch nie ein Land erlebt, in dem so viel Tierliebe herrscht“, betont Terveer. Außerdem seien die Menschen, obwohl sie so viel Elend erleiden müssen, extrem freundlich. „Wir versuchen, im 14-Tages-Rhythmus hierherzufahren, um zu helfen.“

In kurzer Zeit 300 Tiere gerettet

Rund ein Jahr vor dem Erdbeben in der Türkei war der Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Kurz danach hat „Notpfote“ auch Hilfsaktionen in dem osteuropäischen Land organisiert und ist „seit Februar letzten Jahres dort sehr umtriebig“, wie Terveer sagt. Bislang habe die Organisation rund 300 Tiere retten können, 80 bis 100 seien aktuell in einem Tierheim in der Nähe der ungarischen Grenze untergebracht. Dort baue die Notpfote in Kooperation mit Sponsoren und Partnern zurzeit ein neues Tierheim, das im September fertiggestellt und für 300 Tiere Platz bieten soll, verrät die Aktivistin. Die meisten Tiere würden mindestens vier bis fünf Monate im Tierheim in der Ukraine verbringen, ehe sie die Quarantäne-Bestimmungen durchlaufen haben und vollständig durchgeimpft sind, sagt Terveer.

Auch in die Ukraine fährt die Organisation nach Möglichkeit im Zwei-Wochen-Rhythmus, das Team besteht dabei aus vier Leuten. „Wir bekommen erschreckend viele Anfragen von Leuten, ob sie einfach mal mitkommen können. Das lehne ich meistens ab. Wir brauchen jeden Platz für die Hunde und für Spenden. Außerdem ist das ja auch mit Risiko verbunden. Deshalb sind wir immer mit kundigen Einheimischen unterwegs.“

Die Artillerie ist nicht weit weg

Man höre im Kriegsgebiet ständig die Artillerie und „daher sind wir auch bemüht, da schnell wieder herauszukommen“. Im Normalfall „kann man so einen Einsatz in drei Tagen über die Bühne bringen“. Bei manchen Transporten würden die Helfer bis zu 40 Hunde mitnehmen, „wir fahren aber auch für zehn Hunde. Es geht darum, Leben zu retten und jedes einzelne ist den Aufwand wert“, betont Terveer.

Die Tiere würde die Notpfote in Deutschland auch eigentlich immer vermittelt bekommen. Gerade die großen Hunde seien etwas schwerer an die Leute zu bringen, aber es würde sich eigentlich immer jemand finden. Bei Katzen sei die Lage noch etwas anders. „Die haben ein ganz anderes ,Krankwerde-Verhalten’ und auch viel mehr Transportstress. Da muss man besonders vorsichtig sein.“

Tierheime in Deutschland nehmen 2000 Tiere im Jahr auf

Das Verhältnis der transportierten Tiere sei etwa 70 Prozent Hunde zu 30 Prozent Katzen. Die Tierheime in Deutschland würden im Jahr rund 2000 Tiere aufnehmen, von denen etwa 800 vermittelt würden, schätzt die Vereinsvorsitzende. „Wir haben sehr gute Kooperationspartner in Deutschland, aber es könnten noch mehr sein“, sagt Terveer. Sie betont, dass die Notpfote diverse Bereiche abdeckt, die den Tierschutz betreffen, auch Wildtier- und Vogelschutz. Das Federheim sei mit 200 Tieren aktuell voll, die Belastung im Gebiet Düsseldorf/Neuss, wo die Notpfote einige Kooperationspartner hat, sehr groß.

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