Duisburg-Rheinhausen. Beim Projekt zur politischen Bildung in der Heinrich-Heine-Gesamtschule votierten 36,9 Prozent der Schüler für die SPD. Auch Grüne vorne dabei.
Demokratie lebt von der Beteiligung ihrer Bürger. Ein wirksames Mittel gegen politisches Desinteresse und Parteienverdrossenheit ist politische Bildung. Ein Weg ist die U18-Wahl, die momentan bundesweit an vielen weiterführenden Schulen laufen. Schüler der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Rheinhausen (HHG) stimmten jetzt darüber ab, welche Partei künftig im Bundestag die Mehrheit stellt, welchen Oberbürgermeister diese Stadt bekommen soll. Schüler der Mittel- und Oberstufe nahem teil.
Über die Premiere an der Gesamtschule sagt Janine Gerhardt-Wudenek, zuständige Fachlehrerin für Sozialwissenschaften (Sowi): „Politische Bildung ist wichtig, kommt aber an den Schulen recht spät. So eine Wahl gab es hier noch nicht. Doch es ist wichtig, den Heranwachsenden, die Erfahrung zu geben, wie man wählt. Die Schüler haben durchaus politisches Interesse., sie bekommen mit der Zeit einen kritischen Blick.“
Nachdem die Fachlehrerin und ihre Sowi-Kollegin Nirem Durdubas das Thema im Unterricht behandelt und eingeordnet hatten, stand jetzt der Urnengang an. Rund 250 Schüler betraten klassenweise das Wahllokal und machten in der Wahlkabine auf mehreren Stimmzetteln geheim ihre Kreuzchen, bei der probeweisen Wahl zum Bundestag und für den OB-Posten.
„Es war wie in einem echten Wahllokal“
Dann steckten sie Ihre Wahlzettel in zwei verschiedene Urnen, informiert und kontrolliert von fünf Wahlhelfern. Lehrerin Durdurbas beobachtete: „Die Schüler waren schon sehr nervös. Viele sagten: Wir fühlten uns plötzlich sehr erwachsen. Es war wie bei der Wahl meiner Eltern in einem echten Wahllokal.“ Dann zählten neun weitere Wahlhelfer die Stimmzettel aus.
Doch was sagen die Wahlhelfer selbst zur ersten U 18-Wahl i ihrer Schule? Eray Gündüz (19): „Ich finde es wichtig, dass man sich politisch so früh wie möglich engagiert und selbst über seine Zukunft bestimmen kann.“ Sina Schmitz (19) fügt hinzu: „Ich finde es gut, dass das Interesse von Schülern an Politik geweckt wird, gerade weil sie in der Unterstufe nicht viel über dieses Thema lernen. Von daher ist es gut, dass es diese U18-Wahl gibt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Beteiligung so hoch ist.“
Argumente für die Teilnahme
Und welche Argumente führen die Organisatoren der bundesweiten U-18-Wahl ins Feld? - Das Deutsche Kinderhilfswerk und der Deutsche Bundesjugendring antwortet auf der U18-Wahl-Website im Internet: „U18 bringt Kinder und Jugendliche untereinander und mit Bezugspersonen, Politikern, Medien ins Gespräch. Durch das geweckte Interesse der Kinder und Jugendlichen an Politik und sozialem Engagement bieten sich Gelegenheiten, realitätsnahe politische Bildung durch weiterführende Projekte umzusetzen. Die Themen Politik, Wahlen, Meinungsbildung und politische Diskurse können altersgerecht konkret erarbeitet und erfahren werden. U18 soll zudem für die Öffentlichkeit sichtbar machen, dass Kinder und Jugendliche natürlich eine Meinung und eigene politische Themen haben, die gehört und aufgegriffen werden sollten.“ Theoretisch dürfen alle Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren bei der U18-Wahl ihre Stimme abgeben, in der Praxis variiert das aber von Schule zu Schule.
Hier das offizielle Ergebnis
Und wie lautet das offizielle Ergebnis der U-18 Wahl an der Heinrich-Heine Gesamtschule? Bundestagswahl, Abgegeben wurden 241 Zweitstimmen: SPD (36,9 %), Grüne (15,8%), Linke (12,0 %), CDU (10.8 %), AFD (9,5 %), Tierschutzpartei (5 %), ADD (Allianz deutscher Demokraten, 3,5 %), Piraten (3,3 %), FDP (2,9 %), Die Partei (1,7%), NPD (1,7%). Andere: (1,7 %). OB -Wahl: Sören Link (SPD) lag vor Gerhard Meyer (CDU/Grüne/Bürgerlich-Liberale/Junges Duisburg), Erkan Kocalar (Linke) und Thomas Wolters (FDP). Genaue Stimmzahlen wurden nicht mitgeteilt.
>>>Wahl auch im Krupp-Gymnasium>>>
Auch das Rheinhauser Krupp-Gymnasium hat sich an der U18-Wahl beteiligt. Der Leistungskurs Sozialwissenschaften der Jahrgangsstufe Q1 organisierte für seine Schule diese Wahl. Ein Klassenraum wurde zum Wahlraum mit Wahlkabine und Urne umgestaltet und alle Schüler waren eingeladen, wählen zu gehen. Sie konnten ihre Stimme zur Bundestagswahl und zur Wahl des Duisburger Oberbürgermeisters abgeben. Die Ergebnisse werden ausgezählt, an die Stadt und den Bund weitergeleitet und sollen vor der Wahl am 24. September veröffentlicht werden.
Podiumsdiskussion am 18. September
Am Montag, 18. September, läuft von 10 bis 12 Uhr eine von Schülerinnen der Politik-AG organisierte Podiumsdiskussion zum Thema „Bundestags- und Oberbürgermeisterwahl“. Alle Kandidaten werden anwesend sein. Die Oberstufe des Krupp-Gymnasiums bildet das Publikum. Die Veranstaltung findet in der Aula des Krupp-Gymnasiums statt.
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