Emmerich. Dokumente des Emmericher Stadtarchivs sollen bald für jeden online einsehbar sein. Bestand wird aktuell gescannt. Neue Technik ist eingezogen.
Auf der glatten Fläche liegt die alte Bauzeichnung des Schlösschen Borghees. Miriam Cyrener sitzt gleich an einem Schreibtisch daneben am PC. Mithilfe eines Hebels bewegt sie eine Kamera, die sich gleich über der Bauzeichnung an einem Stab befestigt befindet, nach oben und nach unten. „Solange, bis die Zeichnung auf dem Bildschirm klar zu erkennen ist“, erklärt die Haldernerin. Dann macht es „Klick“. Die Kamera macht eine Aufnahme. Und das ausgelöst von Cyrener, die dafür ein Fußpedal unter ihrem Schreibtisch betätigt hat.
Miriam Cyrener ist seit August im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für das Stadtarchiv im Rheinmuseum tätig. Gemeinsam mit einem Werkstudenten kümmert sie sich vor allem um eins: Die Digitalisierung der zahlreichen Dokumente des Archivs.
Neue Technik ist ins Emmericher Stadtarchiv gezogen
„Alte Karten, Bücher oder Zeitungen werden momentan von den Kollegen nach und nach digitalisiert“, erklärt Emmerichs Stadtarchivar Mike Mura. Und das geht natürlich nicht mit einem handelsüblichen Scanner. Ins Archiv ist neuste Technik gezogen: „Mit einem Archivscanner kann vom kleinen Foto bis zum großen Plan fast alles, was wir auf Papier haben, digitalisiert werden“, so Mura. Und das ist im Stadtarchiv Emmerich einiges.
Vor allem die so genannten Findbücher, also das schriftliche Verzeichnis der Archivalien des Archivs, werden nun sukzessive für die digitale Recherche erfasst. Denn das ist eines der ausgegeben Ziele des Projektes. „Wir wollen, was wir hier haben, auch für alle nutzbar machen“, sagt Mura. Und vor allem auch von überall zugänglich machen.
Zeitungsseiten des Boten vom Niederrhein werden eingescannt
So gehört zu der neuen Technik auch ein entsprechende Software, mit der die gescannten Dokumente erfasst, verschlagwortet und gespeichert werden. Plan ist, dass die digitalen Dokumente nach und nach auch online verfügbar machen. Dafür laufen eben dann aktuell auch die Vorbereitungen. So wird momentan auch ein Zeitungsjahrgang, nämlich jener von 1916, vom Boten vom Niederrhein erfasst. Zeitungsseite für Zeitungsseite.
Im Online-System kann dann ein Suchbegriff eingegeben werden – und das digitale Archiv zeigt die passende Seite der Zeitung. Doch nicht nur die alten Zeitungen finden den Weg ins digitale Archiv. Zahlreiche Dokumente sind noch auf Mikrofilm gebannt. Das Material hält zwar ewig, ist aber nur schwer lesbar zu machen. Dabei hilft nun auch der neue Mikrofilmscanner. Damit können Mikrofilme direkt am PC gelesen, bearbeitet und gespeichert werden.
Jeder soll Zugang zum Material des Emmericher Stadtarchivs bekommen
Neben der Tatsache, dass die Dokumente einfacher zu finden sind und für alle zugänglich werden, hat das Digitalisieren noch einen weiteren, wichtigen Pluspunkt. „Wir schonen so das alte Material“, sagt Mura. Und Digitalisierung hin oder her: Das Material wird natürlich auch nach dem Scan physisch im Archiv verbleiben.
Das Online-Archiv solle auch zur Recherche dienen. „Manches kann dann auch bei uns angefordert werden“, erklärte Mura. Oder eben gleich auch genutzt werden. „Was nicht direkt genutzt werden darf, ist entsprechend gekennzeichnet – oder eben gesperrt“.
Neues Equipment wurde mit einer Förderung bedacht
Mit der Möglichkeit online im Archiv zu stöbern, hofft Mike Mura auch neue Zielgruppen zu gewinnen. „Vielleicht nutzt der ein oder andere Schüler dann doch eher die Möglichkeit, im Stadtarchiv für seine Facharbeit zu recherchieren“. Auch Menschen aus anderen Städten, etwa jene, die gern Familienforschung betreiben, müssen so nicht gleich extra den Weg nach Emmerich auf sich nehmen.
Für den Prozess des Digitalisierens, der sicherlich ein fortwährender sein wird, wurde im Stadtarchiv im Rheinmuseum im Übrigen ein Raum modernisiert, mit zwei Arbeitsplätzen versehen und mit der entsprechenden Technik ausgestattet. Die ganze Technik war natürlich nicht günstig. „Deshalb sind wir froh, dass wir dafür eine 90-prozentige Förderung aus dem Bundesprogramm WissensWandel - Neustart Kultur erhalten haben“, so Mura.
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