Emmerich-Elten. Die Autobahnpolizei bestätigt, dass es vor dem Horrorunfall auf der A3 in Elten bereits vier Unfälle gab. Ist die Fahrbahnsanierung ein Grund?
Die Autobahnpolizei in Düsseldorf bestätigt der NRZ jetzt auf Anfrage, dass sich auf dem Autobahnabschnitt der A3 in Emmerich-Elten, auf dem am Sonntag, 26. März, vier Menschen nach einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind, vier weitere Unfälle seit der Fahrbahnsanierung ereignet hatten. Alle Unfälle werden jetzt von einer Expertenkommission gemeinsam mit der Unfallkommission neu analysiert.
Temp 80-Schilder wurden erst nach dem Unfall aufgestellt
Wie berichtet, hatte der Porsche-Club „9 Miles“ aus Purmerend zu einer Spritztour geladen, bei der es kurz vor der Ausfahrt Emmerich-Elten zur Katastrophe kam. Die NRZ hakte bei der Autobahnpolizei noch einmal bezüglich der Geschwindigkeitsbegrenzungen nach. Entgegen zuerst anderslautender Aussagen der Autobahnpolizei, bestätigte ein Sprecher nun, dass die Geschwindigkeitsreduzierungen von 120 km/h auf 80 km/h erst nach dem Unfall vom 26. März aufgestellt worden sind. Die Schilder seien von Straßen.NRW angebracht worden.
Inwiefern die Straßensanierungsarbeiten vom Herbst 2022 ursächlich für die Unfälle sind, soll jetzt auch von der Unfallkommission aufgearbeitet werden. Um welche Unfälle es sich genau handelte, konnte der Sprecher nicht mitteilen. Grundsätzlich müsse man aber festhalten, dass keine Bodenwelle ein Aquaplaning verursacht, sondern zu hohe Geschwindigkeiten, so der Polizeisprecher. Er appellierte an die niederländischen Autofahrer nach dem Grenzübertritt nicht Sinn und Verstand auszuschalten und einfach nur das Gaspedal durchzudrücken.
Verkehrsexperten analysieren die Unfälle seit der Sanierung
Die Auswertungen der Verkehrsexperten werden nicht öffentlich vorgestellt, sondern werden bei zivilrechtlichen Verfahren zur Anwendung kommen, so der Polizeisprecher.
>> Das haben wir bislang berichtet:
Die vier Porsche-Fahrer, die am vergangenen Sonntag auf der A3 in Emmerich-Elten nach einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind, waren Mitglieder eines Porscheclubs aus Purmerend, eine Gemeinde in der Provinz Nord-Holland.
Porschefahrer nahmen an einer geplanten Ausfahrt teil
Auf der Seite des Vereins „9 Miles“ ist ein Kondolenzschreiben zu lesen: „Worte können nicht beschreiben, was wir als Organisation und Mitglieder jetzt fühlen. Unsere Organisation und unsere Mitglieder haben gestern leider einen rabenschwarzen Tag erlebt. Während unserer „Spring Drive“ sind bei einem tragischen Unfall vier Teilnehmer dieser Ausfahrt ums Leben gekommen. Als Organisatoren dieser „Spring Drive“ sind unsere Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir können nicht verstehen, was passiert ist.“
Auf NRZ-Nachfrage wollte der Sprecher des Clubs keine weiteren Informationen zum „Spring Drive“ geben. Aktuell sei man emotional so stark angegriffen, dass man sich nicht weiter dazu äußern möchte.
„Den winterlichen Auspuff wieder schön sauber zu pusten“
Auf der Internetseite des Vereins ist zu lesen, dass es sich beim Spring Drive um eine Tagestour in die Provinz Gelderland und Deutschland gehandelt hat. Gestartet wurde bei der Villa Ruimzicht in Doetinchem und dann ging es laut Plan zum Landgoed Rhederoord. Danach sollte es über die deutsche Grenze gehen und via Berg en Dal auf der anderen Rheinseite wollten die Fahrer über den Zevenheuvelenweg bei Groesbeek nach Cuijk fahren. Die Ausfahrt, die 169 Euro kostet, war auf maximal 50 Autos begrenzt. Die Veranstaltung war ausverkauft.
In einem Prospekt, der für den Ausritt am 26. März entworfen wurde, ist zu lesen: „Über eines der zahlreichen Waldgebiete fahren wir sogar nach Deutschland, „um den winterlichen Auspuff schön sauber zu pusten.“ Sprich: Auf der deutschen Autobahn sollte offenbar ordentlich Vollgas gegeben werden. Auch die Sprecherin der Autobahnpolizei in Düsseldorf versteht diesen Satz in erster Linie so „Es ist ja kein Geheimnis, dass viele Niederländer nach Deutschland fahren, um hier richtig Gas zu geben.“
Polizei geht nicht von einem Rennen aus
Ein Autorennen mag die Sprecherin in den Vorkommnissen vom Wochenende nicht erkennen. „Für ein Rennen gibt es keinerlei Hinweise“, so die Sprecherin. Dafür seien die beiden Unfälle auch zeitlich zu weit auseinander gewesen. Die Ermittlungen zur Unfallursache dauern noch an.
Vermutet wird nach wie vor, dass auch Aquaplaning eine wichtige Rolle gespielt hat. Inwiefern der neue Asphalt auf diesem Autobahnabschnitt eine Rolle gespielt hat, wird untersucht: „Letztlich geht es auch um eine angepasste Fahrweise“, so die Sprecherin, die darauf hinweist, dass auf diesem Abschnitt Tempo 80 gilt. In der Tat gilt kurz vor der Ausfahrt Elten eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 80 km/h. Wer aus den Niederlanden nach Deutschland fährt, hat zuerst Tempo 120, dann kurz danach Tempo 100 und dann die 80 km/h bis zur Ausfahrt Elten. Danach wird die Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben.
Auf Höhe der Unfallstelle hat die Fahrbahn eine Bodenwelle. Da die Böschung sehr steil ist, konnten die Unfallteilnehmer sich auch nicht so ohne weiteres hinter die Leitplanken stellen.
Funktioniert der Wasserabfluss richtig?
Eine Sprecherin der niederländischen Organisation Rijkswaterstaat stellt auf Facebook mehrere kritische Fragen. So gab es bei diesem Straßenabschnitt offenbar keinen offenen Asphalt, der ein Aquaplaning verhindert. Die Untersuchungen müssten nun die Frage klären, wie viel Wasser auf der Straße stand, wie hoch die Geschwindigkeiten waren und ob der Wasserabfluss richtig funktioniert. Der Abschnitt der A3 wurde Ende September nach einer Sanierung wieder freigegeben. Damals wurde die Asphaltdecke erneuert.
Die Sprecherin der Polizei erklärt, dass es auf diesem Abschnitt bislang noch keine Unfälle aufgrund von Aquaplaning gegeben habe.
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