Rees. Die polnische Komponistin und Pianistin Hania Rani ist auf Welttournee, spielt in Städten wie Toronto und London. Jetzt trat sie in Rees auf.
Es ist Samstagabend, der letzte Tag vor der Sommerzeit, und der Winter verabschiedet sich mit Sturmböen und Blitzen am Horizont. Große Tropfen prasseln auf die Regenschirme der Konzertbesucher, während sich eine Schlange vor dem Bürgerhaus in Rees bildet. Drinnen breitet sich künstlicher Nebel aus und vermischt sich mit den Lichtstrahlen, die von der Bühne leuchten. Das Konzert ist Teil der Welttournee der polnischen Komponistin und Pianistin Hania Rani und sollte ursprünglich in der St.-Georgs-Kirche in Haldern stattfinden.
Doch die enorme Nachfrage nach Karten machte einen Umzug in einen größeren Saal notwendig. Plötzlich steht das Bürgerhaus Rees in einer Reihe mit Konzerthäusern in Metropolen wie Toronto, Tel Aviv oder London, in denen die Musikerin während ihrer Tournee auftritt. Der Auftritt ist dem Team von Haldern Pop zu verdanken, das bekannt dafür ist, Weltstars zu entdecken, bevor sie ihre große Karriere beginnen. Stefan Reichmann, Veranstalter von Haldern Pop, erzählt, dass er die Pianistin bereits vor fünf Jahren auf einer kleinen Bühne in Groningen gesehen hat und schon lange plante, sie an den Niederrhein zu holen.
Künstlerin nimmt Publikum auch in Rees mit auf eine musikalische Reise
Warum erst jetzt? „Das hat mich Hania Rani hinter der Bühne auch gefragt“, sagt Reichmann, „weil es sich einfach nicht ergeben hat. Manchmal lohnt es sich eben, geduldig zu sein“. Rani hat in den vergangenen Jahren mit ihren Alben „Esja“ und „Home“ international für Furore gesorgt. Ihre Musik, manchmal als neoklassisch bezeichnet, besticht durch eine Mischung aus minimalistischen Melodien, atmosphärischen Sound Kulissen und sanftem Gesang. Minimalistisch beginnt auch das Konzert mit nur zwei Spots, die durch den Nebel die Bühne beleuchten.
Eine Klanglandschaft baut sich auf und wird nur durch eine kurze Stille unterbrochen, erfüllt durch ein lautes „Woohoo“ und Applaus des Publikums. Hania Rani singt manchmal mit dem Rücken zum Publikum, wechselt zwischen Klavier und E-Piano, produziert treibende Loops und wechselt dann wieder zur Seite, bewegt sich eigentlich nur auf engstem Raum, aber ihre Musik durchdringt das gesamte Bürgerhaus. Von leisen, zerbrechlichen Momenten bis hin zu dynamischen Beats und intensiven Rhythmen gelingt es Hania Rani, das Publikum auf eine musikalische Reise mitzunehmen.
Nach 90 Minuten gab es Standing Ovations
Zwischen den Songs erkundigt sie sich kurz nach dem Befinden des Publikums und bedankt sich für den „nice vibe“. Sie spricht von Haldern, die kurze Korrektur, dass man eigentlich in Rees sei, ist schnell vergessen. Nach 90 Minuten gibt es Standing Ovations und zwei Zugaben, die letzte nur am Klavier. Vor der letzten Verbeugung sagt die Pianistin, dass sie bald wieder in Haldern sein wird. Konzertbesucher Hermann Kolbe, der extra aus Esslingen bei Stuttgart anreiste, ist begeistert: „Wunderbar! Die Fahrt hat sich gelohnt.“
Für das nächste Konzert von Hania Rani beim Haldern Pop Festival im August hat er auch schon einen Wunsch: „Als letzte Band auf der Hauptbühne. Nachts mit viel Licht.“ War das Konzert wirklich schon ein Vorgeschmack auf das 40te Haldern Pop Festival? „Sagen wir mal so, um das Spektrum abzudecken, ja“, antwortet Stefan Reichmann auf die Frage. Nach dem Konzert strömt der Nebel mit dem Publikum nach draußen. Der Regen hat aufgehört, in der Ferne leuchtet der Sternenhimmel. In der Nacht wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt. Eine Stunde weniger Vorfreude auf den Sommer und das Haldern Pop Festival.
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