Wirtschaft

Rees: Warum Hövelmann Logistik seine 200 Lkw drosselt

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Gemeinsam mit ihrer Schwester Ruth leiten Bernd (re.) und Dirk Hövelmann das Familienunternehmen in Rees-Millingen. 200 eigene Lastwagen sind für sie auf den Straßen unterwegs. Wobei die Geschäftsführer das Thema Nachhaltigkeit im Fokus haben.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Ruth leiten Bernd (re.) und Dirk Hövelmann das Familienunternehmen in Rees-Millingen. 200 eigene Lastwagen sind für sie auf den Straßen unterwegs. Wobei die Geschäftsführer das Thema Nachhaltigkeit im Fokus haben.

Foto: Konrad Flintrop / FUNKE Foto Services

Rees.  Hövelmann Logistik hat 200 eigene Lkw, dazu in Ostdeutschland riesige Logistikhallen. Wie der Familienbetrieb das Thema Energie behandelt.

Eigentlich können die nagelneuen, hochmodernen Lastwagen, die Hövelmann Logistik in Rees-Millingen regelmäßig gegen ältere Fahrzeuge austauscht (wenn sie denn lieferbar sind), vom Werk her 89 Stundenkilometer schnell fahren. „Das passiert bei uns aber nicht“, sagte Bernd Hövelmann, einer der drei Geschäftsführer des Familienunternehmens, vor Gästen. Denn die schweren Fahrzeuge werden sofort gedrosselt auf 85 km/h. „Das spart 1,5 bis zwei Liter Diesel auf 100 Kilometer. Wir nehmen das mit der Nachhaltigkeit sehr ernst“, erklärte er den gut 30 Besuchern, die der Einladung der Reeser Wirtschaftsförderung ins Unternehmen an der Hurler Straße gefolgt waren.

Und die erfuhren zunächst im Konferenzraum viel Interessantes über das Unternehmen, das mittlerweile in der dritten Generation geführt wird und bundesweit gut 700 Mitarbeiter beschäftigt. 1945 wurde die Firma gegründet, fuhr als eine der wenigen Speditionen damals durch die damalige DDR, um Ladungen in West-Berlin auszuliefern, so Hövelmann. Heute rollen nicht nur über 200 eigene Fernzüge innerdeutsch und in den Benelux-Ländern. Hövelmann betreibt auch im ganz großen Stil Logistik-Hallen.

Hövelmann Logistik mit Sitz in Rees erzeugt derzeit 600.000 kWh auf seinen Hallen

Und die allermeisten an Standorten in Ostdeutschland. „Weil es da bezahlbare Flächen und außergewöhnliche Möglichkeiten seitens der Kommunen gibt“, berichtete Bernd Hövelmann, der das Unternehmen gemeinsam mit seinen Geschwistern Ruth und Dirk leitet. Und auf all seinen teils gigantischen Hallen, derzeit mit einer Gesamtlager-Fläche von 156.000 Quadratmetern, hat das Reeser Unternehmen bereits zahlreiche Photovoltaik-Anlagen installiert, sowohl zur Eigennutzung, etwa für Batterie-betriebene Flur-Förder-Fahrzeuge, oder zur Einspeisung ins Netz.

Weitere Photovoltaik-Anlagen sind geplant oder bereits im Bau. Im Schnitt erzeugen die bisherigen Anlagen 600.000 kWh, was einer CO2-Reduktion von zirka 300.000 Kilogramm entspreche. „Wir müssen alle etwas tun, damit unsere Kinder weiter auf dem Planeten leben können“, begründete er – natürlich neben wirtschaftlichen Aspekten – das Engagement.

Familienunternehmen hat auch Wasserstoff-Antrieb für Lkw im Blick

Dazu zählt auch der Einsatz von 36 LNG-Lastwagen, die auf Flüssiggas fahren, das umweltfreundlicher ist als Diesel. „Nur lohnt sich das aktuell wegen der extrem hohen Gaspreise nicht“, betonte Hövelmann, der in der Firma fürs operative Geschäft verantwortlich zeichnet. Immerhin legen die Firmen-Lkw im Jahr 22 Millionen Kilometer zurück. Wasserstoff als Alternative habe man im Blick, „elektrisch betriebene Fahrzeuge dagegen nicht, schon gar nicht im Fernverkehr“, meinte er. Wo solle denn da überhaupt der Strom herkommen, fragte er in die Runde.

Auflieger, die 1,30 Meter länger sind als üblich und dadurch bei gleichem Spritverbrauch pro Fahrt drei Paletten mehr aufnehmen könnten, die regelmäßige Schulung von Fahrern für spritsparendes Verhalten, inklusive Prämien, und einiges mehr. Man tue viel, um nachhaltiger unterwegs zu sein, fand der Firmen-Chef.

Halle in Emmerich soll auch eine PV-Anlage bekommen

Der wie seine Geschwister gerne weitere Logistikhallen auch in Rees und Emmerich bauen würde. „Der Bedarf ist riesig, weil unsere Kunden gerade nach den Corona-Erfahrungen und dem Ukraine-Krieg wieder viel mehr Lagerbestände in Deutschland aufbauen“, sagte Bernd Hövelmann. Aber hier würden leider Flächen fehlen. „Unter 100.000 Quadratmeter lohnt sich das für uns nicht“, erklärte er. Immerhin werde man die Halle in Emmerich mit Photovoltaik-Anlagen bestücken, sobald das Dach erneuert wird.

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