Geschichte

Zweiter Weltkrieg: Zeitzeugin beeindruckt Emmericher Schüler

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Eva Weyl war in Emmerich zu Gast, um als Zeitzeugin über die Gräueltaten der Nazis zu sprechen.

Eva Weyl war in Emmerich zu Gast, um als Zeitzeugin über die Gräueltaten der Nazis zu sprechen.

Foto: Thomas F. Guenther

Emmerich.  Gräueltaten der Nazis: Zeitzeugin Eva Weyl besuchte das Willibrord-Gymnasium in Emmerich. Vortrag überraschte Schüler mit unerwarteten Details.

Nach zwei Jahren Corona-Pause war es endlich wieder so weit: Die Zeitzeugin Eva Weyl konnte im PZ des Willibrord Gymnasiums willkommen geheißen werden. Gebannt lauschte die Schülerschaft der Jahrgänge 9 und Q1 dem etwa einstündigen Vortrag der Niederländerin mit Klever Wurzeln über die Geschichte ihrer Familie vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden.

Im Rahmen ihres Vortrags verstand sie es, immer wieder Bezüge ihrer eigenen familiären Erfahrungen zu den „großen Linien“ der Geschichte herzustellen. Dabei beeindruckte sie die Schülerinnen und Schüler insbesondere durch ihre offene Art, mit der sie ohne Groll auch über sehr persönliche Erinnerungen sprach.

Lagerkommandant wollte den „schönen Schein“ wahren

Durch den regionalen Bezug wurde vieles veranschaulicht, was bereits aus dem Geschichtsunterricht oder Dokumentationen bekannt war. Die Flucht ihrer Familie aus Kleve nach der „Machtergreifung“ verdeutlichte, mit welch einem Meinungsklima Juden in Deutschland konfrontiert waren.

Besonders eindrucksvoll wirkte auf die Schülerinnen und Schüler aber die Schilderung der Situation im Lager. Hier überraschte, dass es im Judendurchgangslager Westerbork kaum zu offener Grausamkeit oder Misshandlungen kam. Stattdessen legte der Lagerkommandant Gemmeker sehr viel Wert darauf den „schönen Schein“ zu wahren, um den Ablauf der Deportationen in die Arbeits- und Vernichtungslager im Osten so reibungslos wie möglich verlaufen zu lassen.

Schüler sollen ihre „Zweitzeugen“ sein

Immer wieder wurde deutlich, wie viel Glück die Familie Weyl hatte, die selbst dreimal beinahe deportiert wurde. Genau dies sei auch der Grund, weswegen sie so offen über diese Zeit sprechen könne, ihre Geschichte habe nämlich ein „Happy End“: Nicht nur Eva Weyl, sondern auch ihre Eltern und Großväter überlebten den Krieg. Nichtsdestoweniger begreife sie es aber als „ihre Mission“ den Jugendlichen klarzumachen, was in dieser schrecklichen Zeit passierte, damit so etwas nie wieder geschehen werde. Deshalb sollten die Schüler nun als „Zweitzeugen“ fungieren und selbst von dieser Zeit berichten können.

Dass dieser Vortrag für die Schülerinnen und Schüler nicht einfach nur eine Pflichtveranstaltung war, konnte man leicht an den gespannten Gesichtern und den Fragen im Anschluss an den Vortrag erkennen. Doch auch nach der Unterrichtsstunde suchten viele Schülerinnen und Schüler noch den persönlichen Kontakt mit Weyl suchen. So wurde ihr mehrfach Dank ausgesprochen für ihren Besuch in Emmerich, aber es wurden auch noch weitergehende Nachfragen gestellt oder Erinnerungsfotos gemacht.

Gymnasium möchte auch in Zukunft das Thema auf diese Weise aufarbeiten

„Dieses große Interesse war vermutlich der beste Weg, sich bei Frau Weyl für ihre Mühe zu bedanken!“, heißt es in einem Bericht des Gymnasiums. Im Anschluss an ihren Vortrag zeigte sich Eva Weyl in einem anregenden Nachgespräch mit der Geschichtslehrerin Astrid Haumer und dem kommissarischen Schulleiter Ralf Wimmers sehr zufrieden über die Veranstaltung und die Aufmerksamkeit, die die Schülerinnen und Schüler ihr entgegengebracht haben. Alle waren sich einig, dass diese Form der Aufarbeitung dieses Teils der deutschen Geschichte auch künftig fortgesetzt werden soll und muss.

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