Brandkatastrophe

Großbrand: Wohnkomplex wird womöglich gar nicht abgerissen

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Vivawest wird Brandruine womöglich gar nicht abreißen

Vivawest wird Brandruine womöglich gar nicht abreißen

Weg damit und neu bauen, hieß der erste Reflex nach dem Feuer im Univiertel. Nun scheint eine Sanierung möglich – wenn die Gutachter mitspielen.

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Essen.  Weg damit und neu bauen, hieß der erste Reflex nach dem Feuer im Univiertel. Nun scheint eine Sanierung möglich – wenn die Gutachter mitspielen.

In jener Nacht, als hier das Feuer wütete, herrschten da vorn an der Innenhof-Fassade gut und gerne 600 bis 700 Grad Celsius. Ein Inferno, das sich gut zwei Monate später nur mehr erahnen lässt: Fast hat man sich an den Anblick der rußgeschwärzten Brandruine in der Bargmannstraße mit ihren Balkongerippen gewöhnt, und mit dem Tatort im Univiertel scheint längst auch die Debatte darüber abgekühlt, wie denn nun mit dem Gebäudekomplex zu verfahren sei. Der Abriss jedenfalls kommt noch mal auf den Prüfstand.

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Dies bestätigte jetzt ein Sprecher des Eigentümers Vivawest, ohne dabei allerdings zu sehr ins Detail zu gehen. Denn noch stehen eine Reihe von Gutachten aus, von deren Ergebnis die weitere Verwertung des Gebäudes abhängt, wie es heißt. Klar ist wohl nur: So eindeutig wie Uwe Eichner, der Chef der Wohnungsgesellschaft, den Abriss am Tag nach der Katastrophe und wohl unter dem Eindruck der bedrückenden Szenerie vor Ort ankündigte, fällt das Urteil inzwischen nicht mehr aus.

Sowohl der Blick zurück als auch der nach vorn hängt an der Einschätzung der Gutachter

Das verwundert vielleicht manchen, weil die bisherigen Mieter wegen drohender Einsturzgefahr jeweils nur kurzzeitig in ihre Wohnungen durften, um dort zu retten, was die Flammen noch an Brauchbarem übriggelassen hatten. Wie sich diese Gefahr baulich beseitigen lässt, dieses Urteil bleibt den Bau-Fachleuten vorbehalten, deren Arbeit durchaus noch Wochen, vielleicht Monate in Anspruch nehmen könnte.

Ähnliches gilt für jene Gutachter, die sich mit der Brandursache beschäftigten – und der Frage, ob da irgendjemandem irgendein Vorwurf, und sei es der der Fahrlässigkeit, zu machen ist. In einem vertraulichen Bericht an den Innenausschuss des NRW-Landtags war vor einigen Wochen der Verdacht geäußert worden, eine bei einer Raucherpause auf dem Balkon nicht sorgfältig genug ausgedrückte Zigarette könnte das Feuer entfacht haben.

Aber auch ein an mehreren Stellen absichtlich gelegtes Feuer wurde noch nicht kategorisch ausgeschlossen. Polizeisprecherin Sarah Erl jedenfalls muss in diesen Tagen vertrösten: Auf einen Zeitplan für die Ermittlungen mag sich niemand festlegen lassen.

Gefragt war kein Provisorium auf die Schnelle, sondern ein endgültiges neues Zuhause

Während man hier wie dort auf die abschließende Einschätzung der Experten wartet, sieht sich Vivawest bei der Suche nach Ersatz-Wohnraum für die einstigen Mieter auf der Zielgeraden: 36 von 38 Haushalten haben demnach ein neues Zuhause gefunden oder zumindest in Aussicht – größtenteils bei Vivawest, aber auch bei dem einen oder anderen Konkurrenz-Unternehmen.

Jene, die noch auf den Umzug warten, wohnen übergangsweise im Hotel, bei Freunden und Bekannten oder in möblierten Wohnungen, die es auch im Univiertel gibt. Dass derweil selbst ukrainische Flüchtlinge im Essener Stadtgebiet schon eine Wohnung fanden, steht dem nicht entgegen, denn zum einen suchten die betroffenen Mieterinnen und Mieter des Brand-Hauses kein Provisorium auf die Schnelle, sondern ein endgültiges neues Zuhause.

Zum anderen ging und geht es um durchaus anspruchsvollen Wohnraum, für den die Menschen bislang schon bereit waren, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Auch deshalb fällt manches gut gemeinte Angebot durchs Raster.

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