Kalkar. Belebter Büroraum statt leerstehende Verkaufsfläche: Architekt Thomas Breer und die Stadt Kalkar sehen viele Vorteile in der Umnutzung.
Wo einst blühende Innenstädte waren, blüht oftmals nur noch das Unkraut vor leeren Schaufenstern. Leerstände fressen sich mit großem Appetit in frühere Einkaufszonen hinein. Kleine Städte wie Kalkar spüren das schon lange. Die Monrestraße wird wohl kein Verbrauchermagnet mehr werden. Also muss man Flächen umnutzen. In der Monrestraße 11 ist dies nun gelungen.
Vor langer Zeit konnte man hier Zeitschriften kaufen, ein Computerladen war dort zu finden, zuletzt eine Änderungsschneiderei. Seit Anfang Januar hat der Architekt Thomas Breer hier seine Zelte aufgeschlagen. In den Schaufenstern hängen Beispiele seiner Arbeit. Und die entsteht an den PCs im Ladenlokal. Ein großer Raum, vier Schreibtische paarweise gegeneinander geschoben, vorne eine Sitzecke, hinten noch eine Toilette und eine Teeküche, in der auch Plotter und Schneidemaschine stehen. Von draußen kann man den Architekten und seinen drei Mitstreiterinnen beim Arbeiten zusehen.
Thomas Breer stammt aus Kalkar und wohnt in der Stadt
„Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, jetzt kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen“, erzählt Breer. Er stammt aus Kalkar, wohnt hier – und muss nun nicht mehr wie in den letzten 27 Jahren zur Arbeit nach Wesel fahren. Hier war er Partner in einem Architekturbüro mit drei, seit 2006 mit zwei anderen Architekten. „Entweder macht man das bis zum Lebensende, oder man ändert nochmal sein Leben“, sagt Thomas Breer.
Er hat im vergangenen Jahr den Entschluss gefasst, zurück nach Kalkar zu gehen. Einer der vier Schreibtische ist seiner, seine Mitarbeiterinnen arbeiten mit ihm auf Augenhöhe. Alle drei kannten ihn von seiner früheren Tätigkeit und boten ihm ihre Mitarbeit an. „Für mich war wichtig, dass ich genügend Projekte für so viel Frauenpower haben“, sagt Breer.
Architekten bearbeiten zahlreiche Projekte
Aber da musste er sich keine Sorgen machen. So hat er die Bauleitung für den Umbau der Alten Molkerei Grieth übernommen, wo 21 Wohnungen entstehen. In Praest entwirft er das Pfarrheim mit einem dreigruppigen Kindergarten. Landhaus Beckmann erweitert seine Gebäude um weitere sieben Hotelzimmer. „Wir haben auch viel mit der Umnutzung von ehemaligen Bauernhöfen hier in der Gegend zu tun“, ergänzt seine Mitarbeiterin Verena Witjes. Sie ist ebenfalls Architektin und stammt ursprünglich auch aus Kalkar.
Auf der Suche nach einem Standort half Kalkars Wirtschaftsförderer Bruno Ketteler mit einigen Adressen, den Kontakt zum Besitzer der Immobilie an der Monrestraße 11 stellte Thomas Breer dann selbst her: Den kannte er ohnehin schon seit Jahren. Baulich hat er gar nicht so viel verändert. Eine Brüstung im hinteren Bereich fiel weg, um den Raum optisch zu vergrößern. Im Sommer kann man nun auch mal draußen auf der Terrasse arbeiten, wenn einem danach ist.
Bürgermeisterin Schulz freut sich über Perspektive für Monrestraße
„Dass hier nun ein Ladenlokal als Architekturbüro genutzt wird, tut der Stadt Kalkar, besonders der Monrestraße, sehr gut“, meint Bürgermeisterin Britta Schulz. „Ich freue mich über jeden neuen Inhalt eines Ladenlokals.“ Das Architekturbüro sei zukunftsorientiert, strahle aus, was aus der Straße werden könne. Architektin Verena Witjes fühlt sich von in der Straßengemeinschaft gut aufgenommen: „Viele sind froh, dass hier wieder Leben ist“, erzählt sie. Viele Nachbarn seien auch reingekommen, man unterhalte sich gut.
Büroraum statt Verkaufsfläche: Neu ist das Konzept nicht, man sieht es auch in Großstädten und seit langem auch in den Niederlanden. „Auch für die Touristen ist es doch besser, wenn sie nicht an leeren Schaufenstern vorbeilaufen, sondern wenn in den Läden Leben ist“, sagt Thomas Breer. Britta Schulz: „Das hier ist in jeder Hinsicht ein Gewinn.“
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