Kleve-Materborn. David Sartison wird Erzieher und kümmert sich um die Kinder in der Kita am Wald in Materborn. Der Klever geht zielstrebig seinen beruflichen Weg.
„Ich muss da mal rein, ich habe meine Cappy vergessen“, ruft ein kleiner Junge David Sartison selbstbewusst zu. Der angehende Erzieher – zugewandt und hilfsbereit – öffnet dem kleinen Spross die Türe und ermuntert ihn, die Cappy eigenständig zu holen. Erst seit sechs Wochen ist der 24-Jährige als Praktikant im Anerkennungsjahr bei der Waldzwergengruppe der Kita am Wald auf dem SOS-Kinderdorfgelände im Klever Ortsteil Materborn. Doch für die Kinder, die teilweise noch in der Eingewöhnungsphase ihrer Kita-Zeit sind, ist der groß gewachsene junge Mann ein fester Bestandteil des betreuenden Personals.
Angekommen bei den Waldzwergen – das war ein langer Weg für den Klever, dessen Eltern aus Kasachstan stammen. Aufgewachsen mit drei älteren Brüdern und einer älteren Schwester hat er zunächst das Förderzentrum an der Frankenstraße der Schwanenstadt besucht, später am Berufskolleg den Hauptschulabschluss Klasse 9 und dann den Hauptschulabschluss Klasse 10 gemacht.
Arbeit in einer Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf
Nach der zweijährigen Ausbildung zum Kinderpfleger, die David Sartison auch am Berufskolleg absolvierte, folgte die Arbeit als Ergänzungskraft in einer Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf. Dort hat er Kinder, die von Krisen, Konflikten und Flucht geprägt waren, betreut. „Die Schicksale waren schon hart. Ich habe dann immer versucht, dass die Kinder auch etwas Positives erleben.“
Nach der Erfahrung des Großstadtlebens, zog es den politisch und geschichtlich interessierten jungen Mann wieder nach Kleve. Hier holte er am Abend seinen Realschulabschluss nach, tagsüber ging er im Rahmen einer geringfügen Beschäftigung arbeiten. Mit dem Realschulabschluss in der Tasche fing er – erneut am Berufskolleg – die Ausbildung zum Erzieher an. Zwei Jahre schulischen Teil hat er schon geschafft, alle schriftlichen Prüfungen sind bestanden. „Okay, meine Noten sind nicht immer die besten gewesen. Ich bin weder mündlich noch schriftlich stark, aber in der Praxis, da fühle ich mich wohl“, sagt David Sartison.
Im dritten Ausbildungsjahr bei den Waldzwergen
Und genau hier ist er jetzt bei den Waldzwergen angekommen für das dritte Ausbildungsjahr. Täglich ist er von 8 Uhr in der Früh bis zum Nachmittag im Einsatz. „Am liebsten spiele ich mit den Kindern im Sandkasten, male oder baue mit ihnen. Alles Kreative macht mir großen Spaß. Aber natürlich helfe ich auch bei allem, was im Kita-Alltag stattfindet.“
In der Kita am Wald werden derzeit 42 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren betreut. Dabei fällt dem angehenden Erzieher auch auf, wenn Kinder noch mehr Unterstützung in ihrer Entwicklung benötigen. „Wenn ich merke, dass ein Kind noch nicht so gut zählen kann, dann klammern wir Wäscheklammern fest und zählen dabei. Ich nehme mir Zeit für Gespräche schon mit den Kleinsten. Dann geht es um die Interaktion und den Beziehungsaufbau.“
Kita-Leiter lobt David Sartisons Zugewandtheit
Sein Einfühlungsvermögen, seine Gabe, sich in die Kinder hineinzuversetzen, fällt auch dem Kita-Leiter Sascha Trungadi auf: „David ist unglaublich zugewandt. Er erkennt Situationen und weiß genau, wann sich ein Kind vielleicht nicht so gut fühlt und wie er dann mit dem Kind in Kontakt kommt. Wir sind sehr froh, dass er sein Anerkennungsjahr bei uns absolviert.“
Dabei hatte David bei der Kita am Wald eher kurzfristig angeheuert. Er hatte schon eine andere Stelle sicher, doch vor einiger Zeit ist er in den Klever Stadtteil Materborn gezogen und sah bei seinen Spaziergängen, die er gerne in seiner Freizeit macht, das SOS-Kinderdorf am Waldrand liegen. Da erinnerte er sich an eine Mitschülerin, die in der Kita am Wald ein Praktikum gemacht hatte. Spontan bewarb er sich.
Anerkennungsjahr wird 2024 abgeschlossen
Bereichsleiter Detmar Pommering kann sich noch gut an den Bewerbungseingang erinnern: „Mir ist sofort aufgefallen, dass da jemand sehr zielstrebig ist und hart für seine Träume arbeitet. Mich haben sein schulischer Weg, seine Leistung und sein Durchhaltevermögen sehr beeindruckt. Und so haben wir uns dann auch sehr schnell zu einem Kennenlernen verabredet.“
David Sartison genießt heute die familiäre Atmosphäre, die vielfältigen Räumlichkeiten und die Lage am Waldrand der zweigruppigen Kita und sagt: „Ich bin endlich da, wo ich hin will.“ Wenn im kommenden Jahr das Anerkennungsjahr mit dem mündlichen Kolloquium abgeschlossen ist, will David zunächst als Erzieher in einer Kita arbeiten. „Ich kann mir aber auch vorstellen, mal in die Heimerziehung hineinzuschnuppern. Schließlich betreuen wir hier in der Kita auch Kinder, die im Kinderdorf und damit in öffentlicher Verantwortung groß werden.“
>> Pädagogik-Jobs und Berufsvorbereitungen beim SOS-Kinderdorf Niederrhein
Das SOS-Kinderdorf Niederrhein bietet verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen an, die in der Pädagogik arbeiten möchten. Infos dazu gibt es unter www.sos-kinderdorf.de/niederrhein-jobs. Wer sich im Rahmen eines beruflichen Bildungsangebots für Berufsvorbereitungen, Umschulungen und Ausbildungsmöglichkeiten interessiert, findet hier ausführliche Informationen: www.sos-kinderdorf.de/kinderdorf-niederrhein/angebote/berufliche-bildung/.
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