Kleve. Das Museum Kurhaus Kleve lädt diesem Freitag zum 13. Salon der Künstler ein. 16 Werke aus verschiedenen Kunstrichtungen sind zu sehen.
In klassisch schlichtem Schnitt, mit Knöpfen vorn und einem kleinen, runden Ausschnitt hängen die Kleider an metallenen Bügeln von der Decke. Formschön aber nicht tragbar ‘nähte’ Rita Beckmann sie aus Sackleinen, Silberfolie, Pergamentpapier oder Zeitungsseiten. Die Arbeit „Die verschiedenen Kleider der Seele“ der Klever Künstlerin eröffnet gewissermaßen einen Rundgang durch den 13. Salon der Künstler im Museum Kurhaus Kleve.
Ab heute, 19.30 Uhr, sind die Werke von 16 Kunstschaffenden aus der Region zwischen Arnheim und Köln zu sehen. „Ein probates Format, um facettenreiche Einblicke in das aktuelle Kunstschaffen der Region am Niederrhein zu ermöglichen“, schreibt Museumsleiter Prof. Harald Kunde in seinem Vorwort zum Begleitbüchlein.
Schwierige Aufgabe für die Jury
Eine Jury, bestehend aus Dr. Bettina Paust (Museum Schloss Moyland), Dr. Stephan Mann (Museum Goch, Harald Kunde und Susanne Figner (beide Museum Kurhaus), hatte die Qual der Wahl, galt es doch aus 90 Bewerbungen eine Auswahl für die Ausstellung zu treffen.
Gezeigt werden jetzt 16 künstlerische Positionen, die ein vielgestaltiges, buntes Bild der regionalen Szene abgeben. So zeigt Barbara Schroeder, 1965 in Kleve geboren und seit langem in Frankreich zu Hause, ihre dreiteilige Arbeit „Entrelacs“, für die sie mit Rost auf Leinwand malte. Sie gehört unter anderem mit Dini Thomsen oder Brigitte Dams zu den „Wiederholungstätern“ des Salons, den das Museum Kurhaus alle fünf Jahre auf die Beine stellt. „Die Qualität ihrer Arbeiten gibt einfach den Ausschlag“, erklärt Kuratorin Susanne Figner die Jury-Entscheidung.
Eine Säule aus 3000 Gebetsbriefen
Die Niederländerin Lique Schoot inszeniert sich auf ihren Fotografien selbst, führt eine Art Fototagebuch. Dini Thomsen beschäftigt sich in ihren Installationen und einem Wandbild mit immer wiederkehrenden Dingen wie dem Säen und Ernten. Die Niederländerin Elly Sloep zeigt in ihrer bewegten Lichtinstallation klare geometrische Anordnungen. Die gebürtige Südkoreanerin Lee Eun Young schrieb ein Jahr lang 3000 Gebetsbriefe und machte aus ihnen eine säulenartige Skulptur, während Caroline Koenders in ihren Drucken runde und ovale Formen variiert.
„Es ist ein minimales Vokabular, mit dem die Künstlerin spielt“, findet Figner. Faszinierend sind die 180 in beliebiger Anordnung an die Wand gehängten Fotografien des Niederländers Pier Pennings. Er besuchte für sein noch nicht abgeschlossenes Projekt mehr als 700 Sozialwohnungen und fotografierte den scheinbar immer gleichen Raum, der von den Bewohnern – natürlich – immer anders gestaltet war.
Gebürtiger Gocher gilt als Neuentdeckung
Ganz einfache geometrische Formen nutzt die Gocherin Britta Bogers für ihre großformatigen Drucke, die mehr und mehr in malerische Qualität übergehen. Brigitte Dams webt mit Spanngurten und setzt sich kritisch mit dem eher maskulin besetzten Material auseinander. Gleichzeitig nimmt sie mit der Verwendung des Flechtmusters der berühmten Thonet-Stühle architektonische Elemente in ihre Arbeit auf.
Als Neuentdeckung sieht Susanne Figner den in Goch geborenen Malte Lambert (Jahrgang 1985). Seine Bilder aus dem Wald seien, so die Kuratorin, von skulpturaler Qualität. Der Student der Essener Folkwang-Hochschule fotografiert seine Motive, wie er sie vorfindet. Die Arbeiten im Museum Kurhaus sind seinem Buchprojekt „weiterhin gehend“ entnommen. Die in Goch lebende Kubanerin Zhenia Couso Martell setzt sich in ihren Zeichnungen mit der Figur der Pinata (Figur aus Pappmaché, die mit Süßigkeiten gefüllt ist) auseinander, denen sie verschiedene Formen und Rollen gibt.
Bilder aus Medienberichten künstlerisch verarbeitet
Miranda Rikken, geboren in Zeddam/NL, arbeitet mit Plastik, Fäden, Frischhaltefolie und schafft wunderbar leichte Abstraktionen. Monika Buchen experimentiert in ihren Gemälden mit der Spannung zwischen geometrischer und expressiver Abstraktion. Dabei zerbricht sie die Struktur ihrer zunächst sorgfältig komponierten Bilder.
Anke Land (Apeldoorn/NL) nutzt Bilder aus Medienberichten, übersetzt sie in Zeichnung, die sie dann als Vorlage für ihre fast abstrahierend anmutenden textilen Arbeiten nutzt. Jacintha Bierens schließlich fotografierte in Sri Lanka, Bali und Indien nach dem Tsunami. Wie die Poesie des Alltags muten ihre Aufnahmen von den Ruinen an, die durch den Sucher ihrer Kamera eine ganz eigene, bisweilen aquarellhafte Schönheit entwickeln. Das Museum Kurhaus lädt zu einer sehenswerten Ausstellung ein.
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