Kranenburg. Der bekannte Tierschützer Ralf Seeger brachte 7 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine. Mit erschütternden Eindrücken kehrte er nach Kranenburg zurück.
Seit wenigen Tagen ist Ralf Seeger wieder in seiner beschaulichen Heimat im Schottheide, doch die Eindrücke der vergangenen zwei Wochen wühlen ihn immer noch auf. Zwei Wochen, die er in der Ukraine verbrachte, um dort Menschen und Tieren zu helfen. Zwei Wochen, in denen der gerade 60 Jahre alt gewordene Tierschützer mit seinen Mitstreitern in der im November befreiten Stadt Kherson bis ans Ufer des Dnjepr vordrang und dort in Reichweite russischer Scharfschützen verletzte Hunde rettete.
„Ich bin Christ und ich kann hier nicht friedlich Weihnachten feiern, während da unten die Menschen sterben“, sagt Seeger, der sich seit vielen Jahren dem Tierschutz verschrieben hat und mit der Fernsehserie „Harte Hunde“ deutschlandweit bekannt wurde. Seit Beginn des Krieges war er nun schon insgesamt zehnmal in der Ukraine, jeweils mit Kleinlastern voller Hilfsgüter. „Wir waren insgesamt acht Leute mit fünf Transportern, in die wir sieben Tonnen Hilfsgüter gepackt hatten“, berichtet Seeger. Auf den Ladeflächen stapelten sich Lebensmittel, Kleidung und Tierfutter.
Regionale Unternehmen spendeten großzügig
Unternehmen aus der Region hatten Seeger, der die Aktion mit seiner Organisation Helden für Tiere durchführte, bei der Bestückung des Transports unterstützt. Vom Gocher Edeka-Markt Flintrop gab es eine großzügige Lebensmittelspende, und auch der Bauernmarkt Lindchen stellte Nahrungsmittel wie beispielsweise Orangen zur Verfügung.
Mit im Gepäck hatte Seeger auch vier Generatoren zur Stromerzeugung. Generatoren werden überall gebraucht, seit die Russen gezielt das Elektrizitätsnetz der Ukraine attackieren. „Und für die Kinder hatten wir noch Geschenke dabei“, so Seeger.
Kalaschnikow an den Kopf gehalten
Seine Reise führte Seeger durch verwüstete Dörfer, in denen beinahe kein Stein mehr auf dem anderen stand. Er sah tote Menschen auf den Straßen liegen, und in einer zerstörten Siedlung traf er auf einen alten Mann, der mit seinem Vater in einer Baracke lebte. Der Mann berichtete, dass russische Soldaten ihm eine Kalaschnikow an den Kopf gehalten und ihm dann alles geraubt hätten. „Der hatte nicht einmal mehr eine Jacke“, erzählt Seeger. Der Ukrainer bekam etwas aus dem Kleidungsvorrat des Helfers vom Niederrhein.
In Kherson kümmerte sich Seeger mit seinem Team um verletzte Hunde, die am Ufer des Dnjepr streunten. Sie wurden eingesammelt und in das sichere Hinterland verbracht, wo sie jetzt behandelt werden. Bei dem Einsatz trugen die Helfer Schutzwesten und Helme, weil auf dem gegenüberliegenden Ufer an der zerstörten Antonov-Brücke russische Scharfschützen lauerten. „Die schossen auf alles, was sich bewegte“, so Seeger.
Vom Bürgermeister empfangen
Insgesamt 7000 Kilometer legte Seeger bei seiner Reise zurück, auf der Rückfahrt machte der Kranenburger Station in der Stadt Lwiw. Dort wurde er vom Bürgermeister empfangen und für seinen Einsatz mit dem Orden „Held der Ukraine“ ausgezeichnet. „Das erfüllt mich mit Stolz“, sagt Seeger.
Auf Facebook zeigte Seeger in den vergangenen Tagen zahlreiche Fotos und Videos seiner Reise und erhielt vielfachen Zuspruch für seine Hilfsaktion. Viele Bilder bekamen Likes im vierstelligen Bereich, und in den Kommentaren gab vor allem Lob. „Respekt und Hochachtung für eure Hilfe“, hieß es beispielsweise, oder: „Danke, dass ihr den Mut habt, vor Ort zu helfen.“
Nächster Konvoi im Februar oder März
Der Orden und die Dankesbezeugungen sind für Ralf Seeger ein zusätzlicher Ansporn, weitere Hilfe zu organisieren. Seeger: „Viele Menschen in der Ukraine haben alles verloren, und sie leben unter unerträglichen Bedingungen. Da kann ich nicht untätig bleiben.“ Im Februar oder März 2023 soll der nächste Hilfskonvoi starten.
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