Bier

Alkoholfreies Bier boomt: Brauprojekt 777 reagiert darauf

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Arne Hendschke und Christian Preuwe (von links) vom Brauprojekt 777.

Arne Hendschke und Christian Preuwe (von links) vom Brauprojekt 777.

Foto: Markus Joosten / FFS

Kreis Wesel.  Immer mehr Menschen trinken alkoholfreies Bier. Eine Brauerei aus dem Kreis Wesel hat nun eins auf den Markt gebracht – wie es angenommen wird.

Ein kühles Bier nach dem Sport an einem heißen Sommertag – das mag schmecken, ist aber nicht gerade gesund. Wer zu diesem und anderen Anlässen aber nicht auf den Geschmack von Hopfen und Malz verzichten möchte, dem bietet sich eine Alternative: alkoholfreies Bier. Was früher den Ruf von schlechtem Geschmack hatte, wird immer mehr zum Trend. Allein von 2011 bis 2021, also innerhalb von zehn Jahren, ist die Absatzmenge um rund 74 Prozent gestiegen. Nahezu jeder zweite Deutsche (46 Prozent) trinkt alkoholfreie Biere – Tendenz steigend, schreibt der Deutsche Brauerbund.

Vorangetrieben wurde das Thema lange Zeit vor allem von den großen Spielern in der Branche, doch immer mehr kleinere Brauereien setzen sich ebenfalls mit dem Thema auseinander. Laut dem Branchenverband gibt es bundesweit mittlerweile mehr als 800 alkoholfreie Biere und Biermischgetränke.

„Immer mehr Anfragen“: Brauprojekt 777 bringt erstes Alkoholfreies auf den Markt

Vor wenigen Wochen hat mit dem Brauprojekt 777 aus Voerde auch eine Brauerei aus dem Kreis ihr erstes Alkoholfreies auf den Markt gebracht. „Wir haben dazu immer mehr Anfragen bekommen und es wird seit dem Start sehr gut angenommen“, sagt Arne Hendschke aus dem Team des Unternehmens. Bei alkoholfreiem Bier habe sich mittlerweile viel getan, beim Geschmack genauso wie beim Image. „Die Bandbreite ist heute viel Größer“, so Hendschke.

Zur Herstellung von alkoholfreiem Bier werden keine anderen Zutaten verwendet als für „normales“ Bier auch. Also Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Auch der Brauprozess ist zunächst einmal gleich.

Der Mälzer nimmt Getreide, meistens Gerste, und macht daraus Malz. Dazu weicht er die Gerste in Wasser ein. Diese keimt dann mehrere Tage und wird anschließend wieder getrocknet.

Warum manches alkoholfreies Bier süßlicher schmeckt

Bei diesem Prozess wandeln natürliche Enzyme die Stärke im Getreidekorn in Zucker um. In der Brauerei wird das Malz geschrotet und mit Wasser vermischt. Nachdem die unlöslichen Malzbestandteile abgetrennt und die so entstandene Würze mit Hopfen gekocht wurde, kommt Hefe hinzu, die wiederum den Zucker vergärt, also den Zucker in Alkohol umwandelt. Und nebenbei entstehen alle möglichen Aromastoffe, respektive durch den Hopfen, die den Biergeschmack ausmachen.

Das Brauprojekt aus Voerde hat sich für ein feinherbes Pilsener entschieden: „Hopfen spielt dabei eine sehr große Rolle“, erklärt Arne Hendschke. Den herben Pilsgeschmack ergänzt eine süßliche Note, die durch die Art der Herstellung dazu kommt. Denn das Verfahren, das die Voerder verwenden, sorgt von Anfang an dafür, dass gar nicht erst so viel Alkohol ins Bier hineinkommt, indem die Gärung nicht so stark ausfällt, wie bei normalen Bieren. Das heißt allerdings auch, dass mehr Zucker im Bier bleibt – deshalb schmecken manche alkoholfreien Biere etwas süßer. Dennoch enthält das Alkoholfreie deutlich weniger Kalorien. „Das Bier bekommt einen erfrischenden Charakter, perfekt für einen heißen Sommertag“, sagt Hendschke.

„Müssten viel Geld investieren“: Das sagen die Macher von Geilings Bräu

Gegen die Einführung eines alkoholfreien Bieres hat sich hingegen Geilings Bräu aus Kamp-Lintfort entschieden. „Das geben unsere technischen Anlagen nicht her, wir müssten dafür viel Geld investieren“, sagt Geschäftsführer Johannes Lehmbrock. „Diese Investition lohnt sich bei den Absatzmengen nicht. Auch wenn wir den Trend zum alkoholfreien Bier auch feststellen können.“ Er sieht das Thema jedoch weiterhin eher bei den großen Brauereien.

Wie viel Alkohol ist am Ende nun wirklich noch drin? In Deutschland darf Bier bis zu einem Restalkohol-Gehalt von 0,5 Prozent als alkoholfrei bezeichnet werden. Dieser Richtwert orientiert sich an der biersteuerrechtlichen Einordnung von Bier, wonach Bier einen Alkoholgehalt von mehr als 0,5 Volumenprozent haben muss, um als Bier zu gelten. Wird ein Bier jedoch mit 0,0 Prozent Alkohol beworben, dann ist auch tatsächlich ein so geringer Restalkohol enthalten, dass die Berechnung mathematisch gesehen 0,0 ergibt. Im Falles des Pilseners aus Voerde sind noch 0,1 bis 0,3 Prozent Restalkohol enthalten.

Malzbier, Pale Ale: Weitere Brauereien und Produkte aus dem Kreis Wesel

Ebenfalls alkoholfrei sind die Produkte, die von der Feldschlösschen Brauerei in Hamminkeln hergestellt werden: Allerdings handelt es sich dabei um Malzbiere, beziehungsweise eigentlich um Malztrunke.

Geilings Bräu aus Kamp-Lintfort stellt zwar kein alkoholfreies Bier her, hat aber trotzdem kürzliche eine Neuheit auf den Markt gebracht – ein Pale Ale, also ein helles, obergäriges Bier. Bisher gibt es diese Sorte nur vom Fass in einigen weinigen Gastronomiebetrieben auf der linken Rheinseite, der Verkauf in Flaschen soll aber bald ebenfalls starten, verspricht Johannes Lehmbrock.

Weitere Brauereien im Kreis Wesel sind Walter Bräu aus Wesel-Büderich sowie das Brauhaus Jäger aus Xanten.

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