Blutspende

Blutspende im Kreis Wesel: Warum die Bereitschaft sinkt

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Immer weniger Menschen gehen im Kreis Wesel zur Blutspende (Archivbild).

Immer weniger Menschen gehen im Kreis Wesel zur Blutspende (Archivbild).

Foto: Rolf Vennenbernd / dpa

Kreis Wesel.  Immer weniger Menschen gehen zur Blutspende. Auch im Kreis Wesel. Wo die Probleme liegen und was der Blutspendedienst West dagegen tun möchte.

Es ist ein Stich, der Leben rettet. Umso beunruhigender ist, was die Blutspendedienste landauf, landab berichten: Dass immer weniger Menschen zur Blutspende gehen. Zum einen, weil die Bereitschaft sinkt, zum anderen, weil die geburtenstarken Jahrgänge eine Lücke reißen, die kaum noch zu schließen ist, wie der Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes West, Stephan David Küpper, im Gespräch mit der Redaktion ausführt.

Der Kreis Wesel, so Küpper, gehöre grundsätzlich zu den spendenfreudigen Landkreisen. Das sei erfreulich, allerdings sei das große Problem, dass hier Ereignisse wie zum Beispiel die Corona-Pandemie oder die Grippewelle im jetzigen Winter quasi doppelte Auswirkungen hätten. Heißt: Schlägt eine Krankheitswelle zu, sackt die Spenderquote im Kreis Wesel dramatisch ab.

Ein Grund ist der demografische Wandel. Die älteren Bewohnerinnen und Bewohner bezeichnet Küpper als Rückgrat der Blutspende im Kreis Wesel. Allerdings fallen die Baby-Boomer aus dem Kreis der Spender langsam heraus, weil sie zu alt zum Spenden sind oder krank werden. Oder ihre Pflicht als Spender als erfüllt sehen. „Manche sagen auch: ,Pass auf, ich habe jetzt 120 Mal Blut gespendet – so langsam reicht’s’“, sagt Stephan David Küpper.

„Wir beobachten den demografischen Wandel mit großer Sorge“, so Küpper weiter, der in dem Zusammenhang gar von einer „Gletscherschmelze“ spricht. Beim DRK arbeitet man indes an Möglichkeiten, diese Schmelze aufzuhalten. Denn klar sei, dass man in Zukunft nicht mehr mit einer natürlich hohen Spenderfrequenz rechnen könne, sagt der DRK-Sprecher. „Es fehlt den jungen Leuten an Kontinuität.“ Wenn ältere Menschen bis zu vier Mal jährlich zur Blutspende gingen, gäben jüngere Leute ihr Blut nur einmal im Jahr oder nur alle eineinhalb Jahre ab. „Für sie ist das dann regelmäßig“, sagt Küpper. Im Grunde, so der Sprecher weiter, „fangen wir jeden Tag bei Null an“.

Auch auf die kurzentschlossenen Spenderinnen und Spender kann man laut DRK nur noch bedingt zählen. Was unter anderem an den geänderten Arbeitsbedingungen seit der Corona-Pandemie liegt. Durch die Kooperationen mit Unternehmen sei man bei Blutspendeaktionen teilweise auf rund 1000 Beschäftigte getroffen, von denen eine Vielzahl zur Blutabgabe bereit gewesen seien. Während Corona sei diese Möglichkeit komplett weggefallen. „Jetzt kommen wir langsam wieder in die Unternehmen“, sagt Küpper. „Aber da, wo früher 1000 Leute saßen, sitzen jetzt manchmal nur noch 300 bis 400.“

Wenn also die Kontinuität bei den Spendenden fehlt, muss das Deutsche Rote Kreuz selbst für Kontinuität sorgen. Und zwar, indem es vor Ort sichtbar ist. Derzeit feilt der Blutspendedienst West an einem Pop-Up-Konzept. Zum Beispiel arbeite man derzeit daran, Leerstände – zum Beispiel in Einkaufszentren – für ein halbes Jahr zu mieten, um dort über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit zum Blutspenden zu bieten, so Sprecher Stephan David Küpper. „Wir suchen gerade geeignete Orte.“

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