Kreis Wesel. Der Kreistag und die Räte der Kommunen sind nicht gerade Spiegelbilder der Gesellschaft. Woran das liegt und was der Kreis nun machen soll.
Wir leben in einer pluralistischen, diversen Gesellschaft. Doch ganz so abwechslungsreich gestalten sich die Räte der 13 Kreiskommunen und auch der Weseler Kreistag nicht. Die Kreisverwaltung ist nun aufgefordert, Konzepte zu entwickeln, um unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen besser in kommunalen Vertretungen zu etablieren - vor allem Frauen. Der Kreistag hat in seiner letzten Sitzung mit großer Mehrheit für den Antrag von CDU und Grünen gestimmt, der vorsieht, für mehr Partizipation zu sorgen.
Im Vorfeld hatten die beiden Fraktionen stichhaltige Zahlen vorgelegt, die das gesellschaftliche Ungleichgewicht im Kreistag und in den Räten der Städte und Gemeinden unterstreichen. Im Kreistag sind von 66 Mitgliedern lediglich 18 weiblich - macht einen Frauenanteil von rund 27,3 Prozent. In den Städten und Gemeinden sieht es nicht wesentlich anders aus. Alle Räte zusammen genommen, liegt der Frauenanteil bei 28,57 Prozent. Und nur fünf Kommunen, Voerde, Neukirchen-Vluyn, Alpen, Hamminkeln und Xanten, liegen bei 30 Prozent oder knapp darüber.
Den geringsten Anteil an weiblichen Mitgliedern haben die Gemeinden Schermbeck mit 18,18 Prozent sowie Hünxe und Sonsbeck mit jeweils 23,08 Prozent. Alle anderen Kommunen liegen zwischen 27,3 und 29,6 Prozent. Einen großen Rückschritt machte unterdessen Moers. Dort liegt die Quote bei 29,6 Prozent, vor rund vier Jahren lag der Frauenanteil im Rat der Grafenstadt bei 39 Prozent.
Frauenquote im Weseler Kreistag liegt unter dem Landesschnitt
Im landesweiten Vergleich liegt der Kreis Wesel unter dem Schnitt. Laut den Zahlen der Grünen liegt der Anteil an weiblichen Mitgliedern in allen NRW-Kommunen zusammengenommen bei 34,5 Prozent, der Landtag kommt immerhin auf eine Quote von 33,8 Prozent und die Landesregierung auf 46,15 Prozent.
Nun soll die Kreisverwaltung geeignete Maßnahmen entwickeln, um unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen über Struktur, Möglichkeiten und Wahrnehmung kommunaler Ehrenämter besser informieren zu können. Dabei soll sie sich besonders, aber nicht ausschließlich auf Frauen konzentrieren: „Auch andere Gruppierungen, etwa Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Beeinträchtigung, sind deutlich unterrepräsentiert“, heißt es im Antrag von CDU und Grünen.
Es passe in die heutige Zeit, sich zu öffnen, als Ausdruck „für Zukunftsfähigkeit und Zugewandtheit“, sagte Grünen-Fraktionschef Hubert Kück und forderte, dass nicht nur der Kreistag ein größeres Spiegelbild der Gesellschaft werde. „Es muss zum Normalfall werden.“ Das längerfristige Ziel soll sein, eine Quote von 50 Prozent zu erreichen.
Für die FDP-Fraktion ist es ausschließlich Aufgabe der Parteien, für eine größere Diversität in den eigenen Reihen zu sorgen. Bildung von Listen und Mandaten seien schließlich parteiliche Aufgaben. Sie stimmten gegen den Antrag, ebenso wie die beiden AfD-Gruppen. Alle anderen Mitglieder stimmten zu. Gabriele Gerber-Weichelt von der SPD-Fraktion sagte, man solle nicht sofort eine Möglichkeit ausschließen und zunächst „schauen, was uns vorgelegt wird“. Zumal es allen Parteien ja unbenommen bleibe, selbst Konzepte für eine größere Diversität zu entwickeln.
Die Kreisverwaltung ist nun aufgefordert, bis zum ersten Sitzungszug 2024 ihre Überlegungen dazu vorzulegen.
>>> Frauenanteile in den kommunalen Räten<<<
Der Anteil weiblicher Mitglieder in den 13 Kreiskommunen und im Kreistag, in alphabetischer Reihenfolge:
Alpen: 32 Mitglieder, davon 10 Frauen; 32,25 Prozent
Dinslaken: 62, 18; 29,03 Prozent
Hamminkeln: 39, 12; 30,77 Prozent
Hünxe: 26, 6; 23,08 Prozent
Kamp-Lintfort: 44, 12; 27,27 Prozent
Moers: 54, 16; 29,63 Prozent
Neukirchen-Vluyn: 38, 12; 31,58 Prozent
Rheinberg: 48, 14; 29,17 Prozent
Schermbeck: 22, 4; 18,18 Prozent
Sonsbeck: 26, 6; 23,08 Prozent
Voerde: 44, 14; 31,82 Prozent
Wesel: 50, 14; 28 Prozent
Xanten: 40, 12; 30 Prozent
Kreistag: 66, 18; 27,27 Prozent
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