Kreis Wesel. Es braucht nicht viel Geld, um Garten oder Balkon zum Abenteuerspielplatz zu machen. Diese Ideen locken Kinder am Niederrhein ins Freie.
- Gärtnern spricht die Sinne der Kinder an, bringt sie zum Staunen und ist eine Übung in Sachen Verantwortung.
- Wir haben mit Experten am Niederrhein darüber gesprochen, welche Pflanzen sich eignen.
- Außerdem ein Tipp: ein Tipi aus Weidenruten.
Draußen toben, spielen und ein Stück Natur erkunden: Gärten können für Kinder voller Abenteuer stecken. Da geht deutlich mehr als Schaukel, Rutsche, Trampolin und Rasen – auch für kleines Geld. Selbst gärtnern beispielsweise, macht Jungen und Mädchen Freude, wenn es ihre Sinne anspricht, sie zum Staunen bringt – und wenn der Erfolg nicht allzu lange auf sich warten lässt. Ralf Rüsken ist Inhaber des Garten- und Landschaftsbaubetriebs Grüne Hand in Hamminkeln. „Kinder freuen sich über ihr eigenes kleines Hochbeet“, sagt er. Die Höhe sollte dem Kind angepasst sein, so dass es leicht seine Pflanzen erreichen kann. Bei mehreren Kindern bekommt jedes eines im passenden Format. Das lässt sich günstig selbst basteln, Rüsken nennt etwa Paletten als geeignetes Material.
Gärtnern sei auch eine Übung in Sachen Verantwortung, jedes Kind ist für die Pflege seiner Pflanzen zuständig. „Das ist einfacher als bei Haustieren. Wenn mal eine Pflanze eingeht, ist das kein Beinbruch.“ An den Spielflächen im Garten empfiehlt Rüsken Lavendel, Kinder lieben diesen Duft.
Leckere Früchte faszinieren kleine Abenteurer
Als Pflanzen schlägt er Erdbeeren vor, die bald saftige, leckere Früchte zeigen. Kinder lieben zudem große Blüten wie die der Sonnenblume, und freuen sich an bunten Farben. „Stiefmütterchen sind deshalb bei Kleinen sehr beliebt“, weiß der Fachmann. Anders als Erwachsene, gärtnern sie unkonventionell – Blumen neben Gemüse? Passt!
Übrigens lässt sich die Hochbeetidee auch auf dem Balkon umsetzen – bei wenig Platz tut es die Mörtelwanne aus dem Baumarkt, um ein eigenes kleines „Beet“ zu haben, sie muss nur Löcher für den Abfluss bekommen.
Jonas Moritz arbeitet bei A&S GrünBau in Moers, hat beruflich eher wenig mit Gärten für Kinder zu tun. Aber: „In meinem Kindheitsgarten waren die Beerensträucher das Highlight“, erinnert sich der 21-Jährige gern - Johannes-, Him- und Stachelbeeren, „ich konnte immer etwas naschen“. Ein Vergnügen, das nicht viel Geld kostet. Kinder und Garten, da kommt immer wieder das Thema giftige Pflanzen auf. „Es gibt zwei Ansätze bei den Eltern“, sagt Moritz. Einige verzichteten ganz auf Rittersporn, Fingerhut und Co, andere erklärten ihren Kindern wie gefährlich diese Pflanzen sind. „Was richtig ist, hängt sicher auch vom Alter und Charakter der Kinder ab“, sagt er. Wir haben die giftigsten Pflanzen zusammengefasst (siehe Box).
Gemüse und Obst, da sind sich die Fachleute einig, faszinieren Mädchen und Jungen. „Ich habe mit meiner Enkelin Kartoffeln gesetzt und Erdbeeren gepflanzt“, erzählt Johannes Schürmann vom Verein Naturgarten. „Nur gucken, nicht anfassen“, gilt aber beim Beobachten der Insekten, was kleine Forscher gern tun. Johannes Schürmann hält nichts von angeblich bienenfreundlichen Pflanzen aus dem Gartencenter. Das sei Verkaufsmasche, „man muss darauf achten, dass sie Nektar und Pollen spenden, das tun die meisten nicht“. Wenn Eltern also mit ihrem Nachwuchs das Summen und Brummen im Garten, auf dem Balkon oder sogar im Blumenkasten auf der Fensterbank beobachten möchten, wie kommen sie an wirklich insektenfreundliches Grün?
Wildstauden vom Nabu: Jeden ersten Sonntag im Monat gegen eine Spende
Einmal im Monat gibt der Nabu Kreis Wesel Wildstauden gegen eine Spende ab, jeden ersten Sonntag von 11 bis 17 Uhr in der Naturarena Wesel-Bislich, Auf dem Mars 3. Und weil der Wildsalbei dort aktuell so prächtig blüht, öffnet die Arena am kommenden Mittwoch, 24. Mai, 14 bis 18 Uhr, zusätzlich seine Pforten für das Schauspiel.
Susan Findorff von Naturgarten nennt einige Schmetterlingspflanzen – das sind die Insekten, die wegen ihrer Farben und der Größe bei Kindern besonders gut ankommen. Zitronenfalter, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge & Co. schätzen Berg- und Gartenastern (ungefüllt), Gartenmöhre, Dill, verschiedene Kleesorten, Thymian, Bunte Kronwicke, Taubenskabiose, Katzen- und Bergminze, Malven, Veilchen, Fetthenne – sie alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen. Für den Schmetterlingsnachwuchs sorgt eine Ecke mit Brennnesseln im Garten.
Ein Tipi im Freien, aus Weidenruten geflochten, kostet nichts und hält ewig
Ultimativer Gartenspaß für Kinder ist eine eigene Hütte. Ralf Rüsken gibt den Tipp, mit ihnen ein Weidentipi zu bauen: Frische Weidenäste, etwa 20 Zentimeter tief in die Erde gesteckt, zum Tipi binden. Sie wurzeln und es entsteht eine grüne Hütte, die jahrelang Rückzugsort und Versteck bietet. „Das kostet nichts und man braucht kein handwerkliches Geschick“, sagt der Fachmann. Äste bitte nicht einfach vom Baum schneiden, das ist verboten. Meist sind die biegsamen Ruten im Winter bei den Gemeinden zu haben, die die Bäume pflegen – auch hier: Fragen kostet nichts. Das Projekt Weidentipi muss bis zur kalten Jahreszeit warten.
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