Erziehungsberatung

Kreis Wesel: Kinder und Teenies leiden, Familien im Stress

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Schulalltag: Vor allem Grundschüler hatten nach der Pandemie Probleme, sich zu integrieren.

Schulalltag: Vor allem Grundschüler hatten nach der Pandemie Probleme, sich zu integrieren.

Foto: Symbolbild Sebastian Gollnow / dpa

Kreis Wesel.  Nach der Pandemie helfen Erziehungsberater im Kreis Wesel. Vor allem Kinder und Jugendliche haben Probleme, Konflikte und Krisen eskalierten 2022.

Was die Pandemie mit ihren Lockdowns und dem Homeschooling Kindern und Jugendlichen angetan hat, wird allmählich schwarz auf weiß in den Berichten der Erziehungsberatungsstellen des Kreises Wesel deutlich: Bereits Grundschulkinder leiden unter Lerndefiziten, psychologischen Problemen, mangelndem Selbstbewusstsein, fehlender Arbeitsmotivation. Wie man sich mit Gleichaltrigen in einer Klasse verhält, wissen viele Mädchen und Jungen nicht. „Sie kehren in eine Normalität zurück, die sie nie hatten“, sagt Christian Weißenbruch, Leiter des Fachdienstes Erziehungsberatung beim Kreis Wesel. Jugendliche haben Depressionen oder Ängste, mit denen sie allein nicht fertig werden. Im Ausschuss für Kinder- und Jugendhilfe berichteten die Fachleute über ihre Arbeit im Jahr 2022.

Teenager, die Hilfe suchen, finden in den sechs Erziehungsberatungsstellen des Kreises Wesel schnelle Unterstützung, „ich kann einen weinenden Jugendlichen nicht auf einen Termin vertrösten“, so Wei-ßenbruch, „14- bis 17-Jährige leiden unter Vereinsamung, es ist in der Pandemie viel verloren gegangen.“ Mitunter ist ärztliche Hilfe notwendig, doch die Verfügbarkeit psychotherapeutischer Versorgung sei begrenzt – die Berater helfen, die Zeit zu überbrücken.

Familiäre Krisen eskalieren zunehmend

Seit Jahren verzeichnen die Fachleute zugespitzte familiäre und soziale Konflikte – Trennung und Scheidung, Störungen der sozialen Beziehungen. Zwar habe sich die Zahl der Fälle nicht deutlich erhöht, doch die Krisen verschärften sich. Die Berater sprechen von einem hohen Eskalationsniveau bei psychischer und körperlicher Gewalt. Das sei unter Gleichaltrigen ebenso zu bemerken wie in der Familie und bei Folgen von Trennung und Scheidung. Berater müssen sich stärker vernetzen, mit Jugendämtern etwa, da es mitunter um das Kindeswohl geht. Sie vermuten, dass sie es zum Teil mit Folgen der psychischen Belastungen der Familien in der Pandemie, gepaart mit dem wirtschaftlichen Stress durch den Ukraine-Krieg zu tun haben. Manche Familie ist daran zerbrochen: Rund 40 Prozent der Hilfesuchenden waren im vergangenen Jahr Alleinerziehende, ihr Anteil hat sich seit 1990 verdoppelt.

Die Zahlen im Jahr 2022

Insgesamt waren 2900 Mädchen und Jungen bei den Erziehungsberatungsstellen in Dinslaken, Moers, Kamp-Lintfort, Xanten, Wesel und Rheinberg. 620 der Kinder waren noch keine sechs Jahre alt, 1731 zwischen sechs und 14 Jahren, 549 bereits 15 und älter. Grundschüler sind offenbar besonders belastet, mit 1013 machten sie knapp 40 Prozent der vorgestellten jungen Menschen aus.

Mit diversen Angeboten versuchen die Beratungsstellen über die individuelle Hilfe hinaus, sie zu unterstützen: mit Konzentrationstrainings, Gruppen für Mädchen und für Trennungskinder, aber auch mit Informationen für Eltern.

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