Bahnfahren

„Mittelprächtig“ bis „Katastrophe“: Das berichten Bahnfahrer

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Aufnahmen am Donnerstag, 26.Januar.2023, vom Bahnhof in Moers. Foto : Kai Kitschenberg/FUNKE Foto Services

Aufnahmen am Donnerstag, 26.Januar.2023, vom Bahnhof in Moers. Foto : Kai Kitschenberg/FUNKE Foto Services

Foto: kk / FUNKE Foto Services

Kreis Wesel.  Von Dinslaken nach Wesel oder von Moers nach Xanten sind täglich viele Menschen mit der Bahn unterwegs. Und bald warten die nächsten Arbeiten.

Ein winterlicher Morgen am Bahnhof Dinslaken: Mit nur zwei Minuten Verspätung rollt der RE 49 ein – der Zug, von dem es schon hieß, dass er (fast) nie fährt. Am Bahnhof in Wesel verzögert sich die Einfahrt, die Durchsage weist auf noch besetzte Gleise hin, dann aber erreicht der Zug sein Ziel: die Kreisstadt Wesel. Ein anderer Morgen am Bahnhof in Moers, es ist noch ein bisschen kälter, länger als nötig am zugigen Bahngleis warten will in dieser Jahreszeit wirklich niemand. Doch wer mit dem Zug pendelt, kommt eben nicht drum herum.

Verspätungen am Morgen: Wer Gleitzeit hat, hat Glück

Eine, die wartet, ist Marie Kufen. Sie fahre in der Regel fünf Mal die Woche zur Arbeit nach Duisburg. „Toi, toi, toi, im Moment läuft es gut, zum Jahreswechsel war es furchtbar“, sagt sie. Auf der Linie des RB 31 ist es Ende des vergangenen Jahres immer wieder zu Ausfällen gekommen, der Grund: unbesetzte Stellwerke. Dafür zuständig ist die Deutsche Bahn. Das Problem ist die veraltete Infrastruktur, die Technik kann nicht von jedem bedient werden. Immerhin: Seit ein paar Wochen bleiben diese Meldungen aus. Bei schlechtem Wetter hat Marie Kufen Verständnis, aber das mit den Stellwerken sei schon frustrierend: „Es kann doch nicht sein, dass sich für eine solch zentrale Stelle kein Ersatz findet.“ Kurz darauf kann sie in den Zug einsteigen und Richtung Duisburg fahren.

Derweil wartet auf dem gegenüberliegenden Gleis Mike Klebedanz auf seinen Zug, um nach Xanten zu fahren. Wie es mit dem Pendeln so laufe? Er zeigt zur Antwort mit dem Daumen nach unten. Ihn ärgern vor allem auch fehlende Informationen, „obwohl überall Anzeigen hängen“. Seine längste Wartezeit bislang: Am Bahnhof in Xanten habe er schon mal zwei Stunden ausharren müssen. „Wer pünktlich zur Arbeit kommen muss, hat Pech. Ich habe Gleitzeit.“ Ärgerlich ist es trotzdem: „Dann muss ich länger bleiben und komme später nach Hause.“ Mit leichter Verspätung fährt der Zug schließlich ein. In ihm sitzen auch viele Schülerinnen und Schüler. Als der RB 31 Xanten erreicht und sie hinausdrängen, heißt es nur: „In zwei Minuten geht die Schule los.“ Das wird knapp. Nur eine leichte Verspätung, seinen Anschluss hat er trotzdem verpasst: Yassine Edalakyane wartet in Xanten auf den Bus nach Kalkar. Immerhin: Auch sein Arbeitgeber sei flexibel, sagt er.

Pendlerin zwischen Duisburg und Wesel: „Reinste Katastrophe“

Dass etwas später in Wesel der RE 19 nicht pünktlich fährt, kommt Andreas Nürnberg an diesem Tag gelegen. Er pendelt regelmäßig von hier nach Düsseldorf, das laufe „mittelprächtig“, morgens funktioniere das gut, eher die Rückfahrt sei das Problem. Ein Auto sei für ihn nach Düsseldorf keine Alternative: Spritkosten und Stau nennt er als Gründe. Es ist ihm anzumerken, dass er regelmäßig pendelt, er sei nicht mehr so schnell genervt, wenn er mal länger warten müsse. Nürnberg deutet auf einen Aushang am Bahnhof: „Mir graut es aber vor den ganzen Bauarbeiten.“

Bereits am 11. und 12. Februar steht die erste Sperrpause auf der Strecke an. Weitere Maßnahmen werden folgen. Hintergrund ist der Ausbau der Betuwe-Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich. Das wird für Pendlerinnen und Pendler nervenaufreibend. Auch für Monika Bernse: Ihr Arbeitsweg führt sie täglich von Duisburg-Hamborn über Dinslaken nach Wesel, erzählt sie, als sie auf die Straßenbahn nach Hause wartet. „Reinste Katastrophe“, winkt sie ab. Eigentlich dauere es nur 30 Minuten, doch sie sei immer drei Stunden unterwegs. Großes Problem vor allem: die kurze Strecke zwischen Wesel und Dinslaken. Sie bemängelt die fehlenden Durchsagen, immer wieder würden andere Gründe für Störungen genannt, aber auch kurzfristige Änderungen der Gleise führt sie an. Für Menschen mit Rollator sei das kaum zu bewältigen.

Maskenpflicht in Bus und Bahn entfällt - Infos zu Baumaßnahmen

  • Am Mittwoch, 1. Februar, tritt die neue Corona-Schutzverordnung in NRW in Kraft. Damit entfällt unter anderem die Pflicht zum Tragen einer Maske im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), also in Bus und Bahn. Darauf haben auch die niederrheinischen Verkehrsbetriebe (Niag) im Vorfeld hingewiesen.
  • Die Personalsituation um die unbesetzten Stellwerke auf der Linie des RB 31 „Der Niederrheiner“ zwischen Duisburg und Xanten hat sich entspannt, heißt es von der Rhein Ruhr Bahn. Zwischen Ende Januar und Anfang März können auch hier den Informationen der Homepage zufolge verschiedene Baumaßnahmen für Verspätungen oder Änderungen sorgen, weitere Infos sind hier zu finden: https://www.rhein-ruhr-bahn.de/de/unsere-region/strecken/linie/rb-31
  • Wegen der Betuwe-Arbeiten ist der Abschnitt zwischen Oberhausen und Emmerich in diesem Jahr an 75 Tagen voll und an 55 Tagen teilweise gesperrt.

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