Wirtschaft

Niederrhein: Warum Betriebe seltener in Familienhand bleiben

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Nachwuchs ist schwerer zu finden, ebenso Nachfolger für die Betriebe. (Symbolfoto)

Nachwuchs ist schwerer zu finden, ebenso Nachfolger für die Betriebe. (Symbolfoto)

Foto: Norbert Millauer / picture alliance/dpa/SLT

Kreis Wesel.  Die Niederrheinische IHK bestätigt: Unternehmen haben es immer schwerer, Nachfolger zu finden – auch in der Familie. Welche Gründe das hat.

Unternehmen haben es immer schwerer, eine Nachfolge zu finden. Viele wünschen sich die Übergabe an ein Familienmitglied. Allerdings: Früher haben die Kinder häufiger den Betrieb ihrer Eltern übernommen als das heute der Fall ist. Die junge Generation wolle nicht mehr um jeden Preis das Lebenswerk der Eltern fortführen. Diese Entwicklung beschreibt und bestätigt Heike Möbius auch für den Niederrhein. Sie ist bei der hiesigen Industrie- und Handelskammer (IHK) Betriebsberaterin und auch zuständig für den Bereich Nachfolgeberatung.

Im vergangenen Jahr habe die Niederrheinische IHK, die neben dem Kreis Wesel auch für den Kreis Kleve sowie Duisburg zuständig ist, etwa 430 Anfragen zum Thema Nachfolgesuche gehabt, 20 Prozent haben dabei eine Schließung zumindest in Erwägung gezogen, so Möbius. „Wie immer gibt es mehrere Gründe für die schwierige Nachfolgesuche“, sagt sie. Die Krisen – zunächst Corona, dann der Krieg mit der Energiekrise – hätten diesen Effekt verstärkt. Hinzu komme die demografische Entwicklung: „Das Alter zwischen Ende 20 und Ende 40 ist ideal für eine Unternehmensübernahme, aber es gibt immer weniger Menschen in dieser Altersspanne und damit weniger Interessenten.“

IHK-Beraterin am Niederrhein: „Krisen verstärken den Effekt“

Warum die Kinder inzwischen weniger Interesse daran haben, den Familienbetrieb fortzuführen? Möbius nennt Spannungen zwischen den Generationen. Außerdem habe sich die Einstellung der jungen Menschen geändert, sie seien nicht mehr bereit nur für den Betrieb zu leben, wünschten sich auch ein erfülltes Privatleben. Denn schließlich wissen sie von ihren Eltern, wie hoch der Aufwand ist. Fachkräftemangel und Arbeitnehmermarkt: Möwius nennt auch die gute wirtschaftliche Lage, das Beschäftigungsverhältnis sei weniger risikobehaftet und dann eine Alternative. Einen weiteren Grund sieht Möbius in ausgebliebenen Investitionen etwa bei der Digitalisierung oder beim Thema Nachhaltigkeit. „Diese Herkulesaufgabe wollen sie nicht schultern.“

Besonders große Schwierigkeiten Nachfolger zu finden, haben laut Möbius Handelsunternehmen., viel Eigenkapital sei in der Pandemie aufgebraucht worden. Die Unternehmensübergabe ist laut der IHK-Expertin ein „komplexer Prozess“. „Wir empfehlen drei bis zehn Jahre vorher, sich darüber Gedanken zu machen – abhängig von der Betriebsgröße. Oft machten sich Inhaberinnen und Inhaber erst Gedanken, wenn die physische Kraft nachlasse oder eine Erkrankung Thema sei.

Nachfolger-Suche: Handelsunternehmen haben es besonders schwer

Besonders große Schwierigkeiten Nachfolger zu finden, haben laut Möbius Handelsunternehmen., viel Eigenkapital sei in der Pandemie aufgebraucht worden. Die Unternehmensübergabe ist laut der IHK-Expertin ein „komplexer Prozess“. „Wir empfehlen drei bis zehn Jahre vorher, sich darüber Gedanken zu machen – abhängig von der Betriebsgröße. Oft machten sich Inhaberinnen und Inhaber erst Gedanken, wenn die physische Kraft nachlasse oder eine Erkrankung Thema sei.

Die Politik müsste Anreize für die Unternehmensgründung schaffen, so Möbius. Die IHK sei Ansprechpartner für die Unternehmen, bietet Beratung und Services, unter anderem eine kostenlose Datenbank für Nachfolgeinteressierte und suchende Betriebe. Was Selbstständige berichten und als Vorteil hervorheben? „Die Unabhängigkeit und die damit verbundenen unternehmerischen Freiheiten. Das Gefühl, für sich selbst zu investieren“, das sei eine ganz andere Motivation.

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