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Pilze sammeln im Kreis Wesel – worauf es dabei ankommt

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Pilze aus der Natur in die Pfanne: Damit das nicht mit Bauchweh endet, gilt es einiges zu beachten.

Pilze aus der Natur in die Pfanne: Damit das nicht mit Bauchweh endet, gilt es einiges zu beachten.

Foto: Symbolbild Matthias Bein / dpa

Kreis Wesel.  Wer leckere Waldpilze sammeln will, muss auf einiges achten: der Gesundheit zuliebe, aber auch um keinen Ärger zu bekommen. Das sind die Regeln.

Herbstzeit ist für viele Menschen die Zeit, Pilze zu sammeln. Obschon die eigentlich das ganze Jahr über Saison haben, lockt es Genießer gerade jetzt in den Wald. Welche Pilze gibt es am Niederrhein, wo finden sie sich und wie können sich Anfänger ungefährdet dem Thema nähern?

Einfach in den Wald gehen und lossammeln empfiehlt sich nicht. Es beginnt damit, dass zwar Wald grundsätzlich betreten werden darf, auch Privatwald. Dennoch gelten Regeln. „Gewerbliches Pilzesammeln im Wald ist verboten“, erläutert Christoph Erkens, Revierförster in der Leucht. Heißt auch: Die Pilze dürfen nur für den persönlichen Gebrauch geerntet werden. „In der Regel ist ein Korb voll in Ordnung“, erläutert der Förster. Wer mit mehreren Körben erwischt wird, muss mit Ärger rechnen. „Das wäre Diebstahl, das gleiche gilt übrigens auch fürs Beerensammeln“, so der Förster, wie für alles, das aus dem Wald kommt. Gewerbliche Sammler können sich, in der Regel kostenpflichtig, die Genehmigung des Waldbesitzers holen.

Weitere Grenzen setzt der Naturschutz: „In geschützten Gebieten ist es verboten, die Wege zu verlassen. Damit ist das Pilzesammeln hier nicht möglich.“ Zudem darf in Naturschutzgebieten nichts aus dem Wald entfernt werden, auch keine Pilze. Davon abgesehen sind viele Waldpilze selbst geschützt, darunter auch beliebte Speisepilze: Steinpilz, Birkenpilz, Rotkappen, Pfifferlinge sowie Morcheln etwa. Sie dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz eigentlich nicht gepflückt werden, in geringen Mengen zum Eigenbedarf wird es aber in der Regel geduldet. Nur in Ausnahmefällen gibt es laut Förster Erkens Probleme mit Pilzsammlern in der Region. „Das liegt daran, dass es die typischen Speisepilze bei uns in der Regel nicht in großen Mengen gibt.

Gewerbliches Sammeln im Wald ist strafbar – nur ein Korb voll ist erlaubt

Damit wäre der rechtliche Rahmen abgesteckt. Pilze – bei denen sich die Fachwelt übrigens darüber im Unklaren ist, ob es sich um Pflanzen oder Tiere handelt – sind nicht immer essbar. Zwar bringen die meisten niemanden sofort um, „eine Verwechslung kann aber sehr unangenehm werden“, sagt Biologe Dr. Georg Verbücheln aus Dinslaken. Apps, Youtube-Videos und Bestimmungsbücher lieferten zwar Anhaltspunkte, sichere Erkenntnisse zur Bestimmung der Pilze aber nicht. Zudem können auch im Prinzip bekömmliche Arten zu erheblichem Unwohlsein führen, wenn die Exemplare bereits zu alt sind.

Was tun, um sich zu schützen? Von der häufig gehörten Empfehlung, seine „Beute“ zur Sicherheit einem Experten vorzulegen, hält Verbücheln nichts, zumal solche Ansprechpartner rar sind. „Viele machen das auch nur ungern.“ Grund dafür ist, dass die Sammler dann mitunter wahllos alles mitnehmen und die Hälfte dann als ungenießbar in der Tonne landet. Pilze sammeln, das hat auch mit Respekt vor der Natur zu tun. Verbücheln weiß, wie es aussehen kann, wenn es daran mangelt. „Ich habe früher selbst Pilzexkursionen geleitet“, erzählt er. „Da sind Leute mitgegangen, die nur die Stellen herausfinden wollten. Am nächsten Tag kamen sie mit Bussen zurück.“ Seitdem spricht er nicht mehr gern über gute Stellen zum Sammeln, zu groß ist die Gefahr des gewerblichen Raubbaus.

Tipp: Sich auf wenige Arten beschränken und sie gut kennenlernen

Kurse, wie sie viele Volkshochschulen anbieten, seien ein guter Einstieg zum Sammeln. Und: „Man kann nicht alle Pilze kennen, sollte sich auf wenige Arten beschränken und die sicher identifizieren können.“ Ein Ansatz, den Sammlerin Ute Krosta aus Hünxe-Drevenack seit Jahrzehnten berücksichtigt. Eine Pilzkennerin sei sie nicht, sagt sie. „Ich sammele nur Steinpilze und Maronen.“ Die aber sind ihr bestens bekannt. „Mein Vater hat mich als Kind immer mit in den Wald genommen und mir die Pilze gezeigt.“ Ein Ansatz, den Georg Verbücheln lobt: Auf diese Weise sind sich Sammler sicher, was in ihrer Pfanne landet und es wird nicht unnötig viel in der Natur zerstört.

Pilze sind laut Nabu als eigenes Reich zwischen Tieren und Pflanzen angesiedelt, den Tieren verwandter als den Pflanzen. Das liegt daran, dass sie keine Photosynthese nutzen können, wie es Pflanzen tun. Sie ernähren sich von toten oder lebenden Organismen. Dabei bauen sie Früchte, Holz, Blätter und ähnliches ab und führen Stickstoffverbindungen in den Boden ab – sie ernähren den Wald. Zudem leben sie häufig in Symbiose mit bestimmten Bäumen. Was als „Pilz“ sichtbar ist, ist lediglich die Frucht, der Organismus selbst lebt unter der Erde, umkleidet die Feinwurzeln des Baumes, führt ihm Nährstoffe zu. Im Gegenzug erhält der Pilz die zu seinem Leben erforderlichen Stoffe, also vor allem Zucker, Eiweiße und Vitamine, so der Nabu. Pilze sind also nicht nur lecker, sondern auch wertvoll, daher bitten die Fachleute: Nur pflücken, was auch wirklich verzehrt werden soll, um das sensible Ökosystem Wald nicht zu stören.

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