Soziales

Ausbeutung bei der Arbeit: Hier gibt’s Hilfe im Kreis Wesel

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Bereichsleiterin Linda Wüst, Michel Goike, Dominique Engelhardt, Heike Neuhaus und Nicole Elsen-Mehring (v.l.)  laden Hilfesuchende dazu ein, das neue kostenlose Angebot rund um das Thema Arbeit wahrzunehmen.

Bereichsleiterin Linda Wüst, Michel Goike, Dominique Engelhardt, Heike Neuhaus und Nicole Elsen-Mehring (v.l.) laden Hilfesuchende dazu ein, das neue kostenlose Angebot rund um das Thema Arbeit wahrzunehmen.

Foto: Markus Weißenfels / FUNKE Foto Services

Kreis Wesel.  Arbeitslos oder in einer ausbeuterischen Anstellung: Im Kreis Wesel bietet das Diakonische Werk jetzt Hilfe, kostenlos und für alle erreichbar.

Keine Arbeit zu haben, das bedeutet wenig Geld, Ausgrenzung, Probleme in der Familie, Kinderarmut. Trotzdem ist irgendeine Arbeit zu finden nicht immer die Lösung. Wo Unternehmen Abhängigkeit und Not zum Geschäftsmodell erheben und auf Ausbeutung setzen, verschärfen sich die Schwierigkeiten eher noch. Jetzt bietet die Diakonie Hilfe im Kreis Wesel an - für Menschen mit und ohne Arbeit.

Abhängigkeit ausnutzen – ein gängiges Geschäftsmodell auch im Kreis Wesel

Nicole Elsen-Mehring führt zusammen mit Alexandra Schwedtmann die Geschäfte des Diakonischen Werks Dinslaken. „Es ist erschreckend, wie viele Firmen sich nicht an geltendes Recht halten“, sagt sie. Zu wenig Geld, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, nicht ausreichend Urlaub und mehr. Es seien beileibe nicht immer die üblichen Verdächtigen, die mit prekären Arbeitsbedingungen in ganzen Branchen auffallen und öffentlich diskutiert werden. Es sei quasi der Betrieb um die Ecke, schwarze Schafe, die im ganzen Kreis Wesel anzutreffen seien. Zusammen mit der Grafschafter Diakonie Moers und dem Diakonischen Werk in Wesel bietet die Dinslakener Diakonie Betroffenen jetzt konkrete Hilfe an, kostenlos und für jede und jeden im Kreis erreichbar: Die neue Beratungsstelle Arbeit ist seit dem 1. Januar am Start und wird durch Mittel des Europäischen Sozialfonds sowie des Landes NRW gefördert.

„Wir haben für drei Jahre den Zuschlag erhalten“, erläutert Alexandra Schwedtmann, „unser Ziel ist es, in die Fläche zu gehen“. Heißt zunächst mal konkret: Vier halbe Stellen sind für das Projekt eingerichtet, eine davon noch unbesetzt. Die Diakonie bietet an ihren drei Hauptstandorten Dinslaken, Wesel und Rheinberg Sprechstunden an, außerdem in Moers und Voerde. „Unser Plan ist es, künftig auch Außensprechstunden an anderen Orten einzurichten.“

Dominique Engelhardt und Heike Neuhaus sind Juristinnen, Michel Goike ist Sozialwissenschaftler. Sie sind die Ansprechpartner vor Ort und beraten Menschen zu Fragen rund um Arbeitslosigkeit, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und Aufstockung. „Viele Menschen kennen ihre Reche nicht“, sagt Nicole Elsen-Mehring. Opfer von Ausbeutung seien häufig Alleinerziehende oder auch Menschen, deren Aufenthaltstitel an einen Arbeitsplatz gebunden ist. Sie sind abhängig und wagen es nicht, sich zu wehren.

Beratung in Fragen des Arbeitslebens ist aktive Armutsbekämpfung

Für die Diakonie steht die Beratungsstelle Arbeit im engen Zusammenhang mit ihrem Aktionsjahr gegen Kinderarmut. Beratung rund um das Thema sei zugleich Familienberatung, das Projekt ein Meilenstein in der Armutsbekämpfung. Sie klären über Rechte auf, zeigen Möglichkeiten, schubsen die Menschen an, sich zur Not juristisch zu wehren und begleiten sie auf diesem Weg auch.

Für die letzte halbe vakante Stelle sucht die Diakonie noch Bewerber. Um flexibler zu sein, hat sie die mit dem Projekt verbundenen zwei Vollzeitstellen geviertelt, erläutert die Geschäftsführung: Das ermöglicht beispielsweise zeitgleiche Sprechzeiten an unterschiedlichen Orten, um tatsächlich in der Fläche des Kreises Wesel für die Menschen da zu sein. Noch steht das Projekt am Anfang.

Anlaufpunkte und offene Sprechzeiten

Dinslaken mit Heike Neuhaus im Café Komm am Bahnhof, mittwochs 9 bis 12 Uhr offene Sprechstunde, ansonsten nach Terminvereinbarung (0264/43 47 47). Auch in Voerde ist Neuhaus die Ansprechpartnerin, im Katharina-von-Bora-Haus, Rönskenstraße 77, montags 14 bis 16 Uhr.

Dominique Engelhardt ist die zuständige Fachfrau für Rheinberg, wo sie dienstags, 13.30 bis 17 Uhr und donnerstags, 8 bis 13.30 Uhr in der Buchenstraße 4 (Grafschafter Diakonie) ansprechbar ist. Montags ist sie im Moerser Arbeitslosenzentrum (MALZ) Station, Im Ohl 3, von 8 bis 13 Uhr anzutreffen. In Moers gab es bereits eine solche Beratung durch das MALZ, die Diakonie führt sie nun fort und steht mit dem MALZ in Kontakt über eine mögliche Kooperation – die allerdings steckt noch in der Ideenphase. Terminabsprachen (0176/40 47 33 69).

Michel Goike übernimmt den Bereich Wesel, er ist Dienstag, 8 bis 13 Uhr, und Donnerstag, 11 bis 16.30 Uhr, im Lutherhaus an der Korbmacherstraße anzutreffen, Kontakt 0176/40 47 47 97. Das Angebot ist für alle Interessierten offen und kostenlos.

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