Kreis Wesel. Jede Kommune im Kreis Wesel hat ihr Wappen. Hoheitszeichen, die mitunter eine jahrhundertealte Geschichte haben. Nicht alle kennen die Bedeutung.
Was hat meine Stadt oder Gemeinde eigentlich für ein Wappen? Nicht wenige scheitern wohl an der Antwort auf diese Frage. Weil der Brief vom Amt meist mit dem modernen Stadtlogo versehen ist, nicht mit dem mehr oder minder alten Hoheitszeichen, das dennoch seine Gültigkeit hat. Und weil die Bedeutung mitunter jahrhundertealter Elemente, die bei der kommunalen Neuordnung in etlichen Wappen des Kreises Wesel kombiniert wurden, inzwischen in Vergessenheit geraten sind.
Beispiel Neukirchen-Vluyn: Drei goldene, schräge Wellenbalken auf schwarzem Feld zieren das Stadtwappen. Und hinterlassen auf den ersten Blick Fragezeichen. Häufig, aber nicht immer, hilft ein Blick auf die städtischen Internetseiten, meist müssen sich Interessierte die Informationen mühsam im Netz zusammensuchen. Die drei goldenen Wellen symbolisieren drei alte Rheinarme, die Flunen, denen Vluyn seinen Namen verdankt, heute als Kendel bekannt. Die Farben waren die der Grafschaft Moers – und das Ganze lehnt sich an ein altes Schultheißsiegel aus 1540 an, der niederen Gerichtsbarkeit also.
Wie die Wiesel auf das Weseler Wappen kamen
Und die seltsamen Tiere auf dem Weseler Stadtwappen? Ist nicht der Esel das Wappentier von Wesel? Ist er nicht: Das silberne Schild der klevischen Herrscher auf rotem Grund wird von drei springenden Wieseln geziert. Was die munteren Raubtierchen auf dem Hoheitszeichen zu suchen haben, darüber streiten seit Jahrhunderten die Gelehrten, schon seit 1397 sind sie belegt. Häufige These: Wiesel heißt im Niederrheinischen Platt Wesel, es gab viele davon in der Gegend, auch im „Wieselerwald“.
Zinnenbewehrte Türme und Mauern sind ein Hinweis auf Stadtrechte. Wieso hat dann aber die ländliche Gemeinde Sonsbeck drei rote Zinnen in einer goldenen Sonne, von einem blauen Wellenbalken durchquert im Wappen? Sons heißt Sonne, Beck war der Bach, soviel ist nachvollziehbar. Und die Zinnen? Sonsbeck war tatsächlich mal eine Stadt, bis zum Jahr 1800.
Die Lilienhaspel steht für die klevischen Herrscher
Hin und wieder stößt man auf die Lilienhaspel: Ein Symbol, das die klevischen Soldaten auf ihren Schildern trugen: Im Hamminkelner Stadtwappen hat sie acht Strahlen und ist von sieben grünweißen Kreisen umgeben – letztere stehen für die zusammengelegten Dörfer, unter denen die Issel in einer Wellenform symbolisiert ist. Hünxe hat ein Wappen mit verschiedener Symbolik gewählt: Die obere Hälfte zeigt die goldenen Attribute des heiligen Suitbert, ein Stern, und des heiligen Sebastian, ein Pfeil, auf blauem Grund. Die untere Hälfte zieren eine halbe klevische Lilienhaspel und den silbernern Schild. Das Ganze ist ein Mix in Anlehnung an die Wappen von Drevenack und des Amtes Gahlen und den Schöffensiegeln von Hünxe und Drevenack.
Auch im Wappen vonVoerde und Schermbeck taucht die Haspel auf, gepaart mit dem silbernen Schild – letzterer findet sich auch auf dem Stadtwappen von Xanten, zwei gekreuzte Schlüssel stehen für das Erzstift Köln und den heiligen Petrus, elf goldene Kugeln für St. Nikolaus.
Manche dieser Hoheitszeichen sprechen für sich selbst. Dinslaken etwa mit der roten Burg auf silbernem Grund – silber wird in den Wappen stets weiß dargestellt, gold in gelber Farbe. Das Dinslakener Wappen geht auf das Bild des ältesten städtischen Hauptsiegels nach der Stadterhebung im Jahr 1273 zurück. Bemerkenswert auch das Alpener Wappen: Es trägt die Farben der ehemaligen Kurkölnischen Erbvögte, der Herren von Alpen und der Grafen von Neuenahr: gold-rote Streifen mit einem schwarzen Adler, der einen roten Schnabel und rote Krallen hat.
Die Farben der Grafschaft Moers und die zinnenbewehrten Mauern der Stadt
Moers hält sein Wappen schlicht: Es ist vertikal getrennt, auf der einen Seite der Turm als Symbol der Stadtrechte – die gab es im Jahr 1300. Auf der anderen Seite das Wappen der Grafen von Moers, ein schwarzer Balken in Gold. Kamp-Lintfort versucht, mit seinem Hoheitszeichen die Geschichte der Ortsteile Kamp mit Kloster und Pflug und die Bergbautradition von Lintfort zu integrieren. Hinzu kommt ein goldenes Schildchen mit einer blauen Weltkugel, die von einem goldenen Ring umschlossen wird. Rheinberg hat ein rotes Balkenkreuz auf silbernem Grund mit einem goldenen Schlüssel im Wappen, das historische Stadtsiegel.
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