Moers. Avi Primor besucht Moers und spricht über die Geschichte und die Gegenwart Israels. Mehrere hundert Zuhörer in der Stadtkirche sind tief bewegt.
Avi Primor, von 1993 bis 1999 Botschafter Israels in Deutschland, war am Donnerstag zu Besuch in Moers. Vormittags gab es eine Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Mercator Berufskollegs, abends war Primor beim Stadtkirchengespräch.
Das Thema in der Stadtkirche: „Vom Traumland der Juden zum demokratischen Staat Israel“. Primor spannte vor mehreren hundert Zuhörern einen weiten Bogen von der Entstehung des Staates Israel bis hin zum aktuellen Wahlkampf in seiner Heimat. Dabei sparte er auch nicht mit Kritik an der Regierung Israels: „In diesem Wahlkampf werden die besetzten Gebiete so gut wie nicht angesprochen.“ Deshalb ist für ihn die Frage: „Wohin geht Israel jetzt?“ Er selbst hält einen Frieden mit den Palästinensern durchaus für möglich.
Frieden ist nicht nur für die Palästinenser eine Chance
Und mehr noch: „Ein solcher Frieden ist auch für Israel eine große Chance. In der anschließenden Fragerunde war das Interesse vieler Zuhörer an Israel und an einem dauerhaften Frieden im nahen Osten zu spüren. Interessant: Den hohe Zaun, den die israelische Regierung an einigen Stellen errichtet hat, hält Primor für wenig bedeutsam. Viel wichtiger ist für ihn: „Der Wille zum Frieden muss vorhanden sein, dann verschwindet der Zaun von ganz allein.“
Pfarrer Martin Behnisch-Wittig führte durch den Abend. Er hatte eingangs darauf hingewiesen, dass dieses Stadtkirchengespräch und der Besuch Primors in „Zeiten der Schändung von Stolpersteinen und rassistischer Parolen“ stattfinde.
Schüler am Mercator Berufskolleg gut vorbereitet
Am Mercator Berufskolleg hatte Markus Blensekemper, Lehrer für Religion und Politik, Schülerinnen und Schüler der Berufsschule, Handelsschule und des Wirtschaftsgymnasiums auf das Gespräch mit Avi Primor vorbereitet.
Schulleiter Dr. Oliver Wolf erinnerte daran, dass die Partnerschaft des Mercator Berufskollegs und der Lilienthal Highschool in Ramla die Grundlage für die Städtepartnerschaft ist. Das Berufskolleg spreche sich gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und für eine friedvolle Welt aus. Im Gespräch berichtete Primor über die schwierigen Bedingungen, unter denen der Staat Israel 1948 entstehen konnte.
Auch er sei, als junger Mann, dagegen gewesen, nach dem Holocaust wieder Beziehungen zu Deutschland aufzunehmen. Heute sei Deutschland in den Augen vieler Israelis ein „sehr wichtiger Staat, mit dem Israel sehr eng verbunden sei.“ Allerdings haben sich in den vergangenen Jahren „die Lage in Deutschland geändert, auch wenn die Haltung der Bundesregierung gleich geblieben sei.“
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