Moers. Die NS-Dokumentationsstelle existiert seit zehn Jahren. Der Verein „Erinnern für die Zukunft“ ist dabei, Hunderte Krankenmorde aufzudecken.
„Eine wichtige Einrichtung der Stadt auf hohem wissenschaftlichen Niveau“ lautet die Bewertung von Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museums. Stadtarchivarin Daniela Gillner spricht von „unschätzbarer Arbeit“ zu diesem speziellen Kapitel der Stadtgeschichte. Die Rede ist von der NS-Dokumentationsstelle, in der in jahrzehntelanger ehrenamtlicher Arbeit tausende Dokumente und Fotos zusammengetragen wurden. Die Dokumentationsstelle existiert seit nunmehr zehn Jahren, gehört seit 2008 zum Stadtarchiv.
Die Arbeit der NS-Dokumentationsstelle ist auf das Engste mit dem Verein „Erinnern für die Zukunft“ und dem Namen Dr. Bernhard Schmidt verknüpft. Dessen Sammlung wurde zwischen 2008 und 2012 aufbereitet und teils digitalisiert, so dass Dokumente und Fotos auch Dritten zugänglich gemacht werden konnten.
2012 wurde die Sammlung dann offiziell an die Stadt übergeben und ist seitdem durch die bienenfleißige Arbeit der Vereinsmitglieder um einiges gewachsen.
Wie Stadtarchivarin Daniela Gillner erklärt, wird sie mittels einer Archivsoftware in Gänze erfasst und soll schließlich über den Online-Auftritt des Landesarchivs NRW europaweit abrufbar sein. „Die Ergebnisse stehen für die weitere Forschung zu Verfügung“, erklärt Museumsleiterin Diana Finkele, „die Unterlagen werden für die Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich erhalten.“
„Es sage uns keiner: ‘Wir wissen alles, hört auf’“
Und die Zahl der Dokumente wird sicherlich noch steigen. Dr. Bernhard Schmidt umschreibt es so: „Es sage uns keiner: Wir wissen alles, hört auf.“ Denn die Forschung über Gräuel der NS-Zeit am Niederrhein ist nicht beendet.
Hat der Verein „Erinnern für die Zukunft“ bislang Fotos und Dokumente gesammelt, die unter anderem die Verstrickung hochrangiger Personen wie etwa Landräten in die Machenschaften der Nationalsozialisten dokumentieren, so ist der Verein derzeit einer Reihe von Verbrechen auf der Spur, von denen bislang kaum etwas bekannt war: Euthanasie im Altkreis Moers und am Niederrhein.
300 Euthanasie-Opfer im Altkreis
Allein im Altkreis Moers habe es etwa 300 Euthanasie-Opfer gegeben, so Schmidt: „Sie wurden aus den Kliniken nach Osten geschafft.“ Elf Moerser seien in Brandenburg an der Havel umgebracht worden, die meisten von ihnen an einem Tag. Und die Arbeit geht weiter: „Wir wissen noch nichts über das Schicksal der Sinti und Roma, der Schwulen und Lesben.“
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