Heimat

In der Volxbühne ertönen Lieder von ergreifender Intensität

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Mariana Sadovska Volxbühne The Night is just beginning

Mariana Sadovska Volxbühne The Night is just beginning

Foto: Jörg Fürst

Mülheim.   Die Kölner Sängerin Mariana Sadovska sang bei der Volxbühne Stücke ihrer ukrainischen Heimat. Ihre Palette erweist sich als extrem vielfältig.

Das Konzert ist eine Reise und die Sängerin Mariana Sadovska Reiseleiterin, Kapitän und Stewardess in Personalunion. „Willkommen an Bord, nehmen Sie Platz, schnallen Sie sich an, denn es geht ganz weit in Richtung Osten“, kündigt die in Köln lebende Sängerin an und da geht der Flug auch schon los und führt mitten durch emotionale Turbulenzen. Die von ihrem rasanten, zuweilen hypnotischem Klavierspiel getriebenen Lieder handeln von Liebe, Furcht, Wut und intensiver Leidenschaft. Das in einem durchgespielten Programm unter dem Namen „The Night is just beginning“ ohne Pausen zwischen den Liedern ist ein kurze, aber eindringliche Performance, die sehr zu Herzen geht.

Die 45-Jährige Sängerin hat 2014 und 2016 ihre ukrainische Heimat besucht, wo der Konflikt eskalierte und viele Menschen vor dem Krieg flüchten oder Verluste zu beklagen hatten, was an dem eindrucksvollen Konzertnachmittag in der Volxbühne auch kurz aufblitzte, aber thematisch nicht dominierte. Sie gab Benefizkonzerte, traf ältere Menschen, um traditionelle Lieder zu sammeln. Womit könnte man besser anfangen als mit der Liebe. Es zeugt von der tiefen Religiosität der Ukrainer, dass der Text aus der Bibel stammt, dem Korinther Kapitel 13, Vers vier bis acht. „Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft es, sie duldet es.“

Theatralisch mit Gesten und Mimik untermalt

Sadovska singt es in ihrer Muttersprache und schiebt gleich die englische Übersetzung nach. Dann fragt sie die „Babuni“, die alte Dame, was singt ihr an Weihnachten und da kommt wieder der Erzengel Gabriel ins Spiel, was Sadovska theatralisch mit Gesten und Mimik untermalt:„denn Gott wird sie teilen, die Guten werden singen, die Schlechten weinen, klagen und ihre Eltern verfluchen.“

Einige Aufnahmen aus der Ukraine erklingen. Sie spielt mit Klangfarben und Sounds, nutzt Loops und zerstückelt die Tonspuren, die sich überlagern, als sie dann doch vom Krieg singt, was dann das beklemmende Chaos gut widerspiegelt. Dazu braucht sie dann nur zwei Worte, die im ukrainischen aus den selben Buchstaben bestehen und auch ganz unmittelbar verknüpft sind: Flucht und Narbe. Nur das Nötigste sollen die Flüchtlinge mitnehmen, klagt sie, dann schwärmt sie vom Flug des Adlers, klingt voller Sehnsucht und ein Walzer erklingt. Ihre Palette erweist sich als extrem vielfältig.

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