Diskussion

Gewaltausbrüche auf Weseler Schützenfesten – „Einzelfälle“

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Schützenfeste bleiben meistens friedlich – in Wesel gab es in diesem Sommer jedoch mehrere Ausnahmen (Symbolbild).

Schützenfeste bleiben meistens friedlich – in Wesel gab es in diesem Sommer jedoch mehrere Ausnahmen (Symbolbild).

Foto: Oliver Müller / FUNKE Foto Services

Wesel.  Nach Massenschlägereien und Gewalttaten auf Weseler Schützenfesten haben sich Politik, Stadt und Polizei geäußert. Wie sie die Lage beurteilen.

In der Debatte um gewalttätige Ausschreitungen bei Schützenfesten in Wesel wird die Stadtverwaltung bei ihrer Linie bleiben, die Brauchtumsfeste nicht als Veranstaltungen mit „erhöhtem Gefährdungspotential“ einzustufen. In einem solchen Fall wären die organisierenden Vereine zum Beispiel dazu verpflichtet, ein aufwendiges und in der Umsetzung teures Sicherheitskonzept aufzustellen.

Bei der jüngsten Randale mit zum Teil schwer verletzten Personen in Bislich, Flüren und Obrighoven habe es sich aus Sicht der Verwaltung um „Einzelfälle“ gehandelt, wie Ordnungsdezernent Klaus Schütz am Mittwochabend im Ausschuss für Bürgerdienste, Sicherheit und Verkehr darstellte. Dennoch sei die Gewalt „ein Thema, das man nicht verschweigen sollte“, betonte Schütz. „Wir werden das weiter beobachten.“

Randale auf Schützenfest wird in Wesel seit Monaten diskutiert

Seit Monaten werden die Vorfälle in der Weseler Schützenszene hitzig diskutiert, Ende August brachte die CDU sie dann mit einem Antrag auf die politische Bühne. Darin hieß es, dass die Christdemokraten „vermehrt Meldungen und Hilferufe von mittlerweile überforderten Vereinsmitgliedern der Weseler Schützenvereine“ erreichen würden. Es gebe immer wieder Probleme mit gewaltbereiten Personen. Die NRZ hatte daraufhin mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen öffentlich gemacht, die sich in dieser Saison zugetragen haben. Betroffen waren die Festlichkeiten in Bislich im Mai, in Flüren im Juni und in Obrighoven im August.

Die Politiker im Ausschuss diskutierten die Geschehnisse nun betont sachlich, nachdem zuvor bereits die Stadtverwaltung und die Polizei eine Einschätzung der Lage abgegeben hatten und keine grundsätzlichen Sicherheitsprobleme feststellen konnten. Insbesondere bestätigte sich nach Auffassung der Behörden der Verdacht nicht, dass sich auswärtige Besucher gezielt verabredet hatten, um Schützenfeste in Wesel aufzumischen. „Unsere Befürchtungen haben sich nicht so bestätigt, wie es sich anfangs darstellte“, sagte Frank Schulten von der CDU. Dennoch sei mittlerweile jeder Schützenverein gut beraten, einen Sicherheitsdienst bei seinen Feiern zu engagieren. Politik und Verwaltung müssten schauen, wie sie den Vereinen bei der sicheren Organisation eines Schützenfestes möglicherweise helfen können.

Gewaltaktionen auf Schützenfesten in Wesel: Keine Störer von außerhalb

Ähnlich sah es Christian Riehm von der SPD: „Schützen gehören zum Brauchtum und müssen unterstützt werden.“ Es sei aber zu erkennen, dass überall in der Gesellschaft das Gewaltpotential gestiegen sei. Sozialdemokratin Ulla Hornemann sprach sich klar gegen weitere verpflichtende Sicherheitsmaßnahmen aus, wie zum Beispiel eingezäunte und abgesperrte Festgelände. „Wo soll das Geld dafür herkommen? Das können wir den ehrenamtlich Tätigen nicht zumuten.“ Aus ihrer Sicht habe es „Kloppereien“ auf Schützenfesten immer gegeben, der Unterschied sei heutzutage wohl, dass die Gewaltausbrüche brutaler geworden seien.

Der Ordnungsdezernent Klaus Schütz ging in der Sitzung des Ausschusses noch mal auf die unterschiedlichen Konstellationen ein, die auf den drei Festen zu den Ausschreitungen geführt haben. „Es waren nicht nur Personen von außerhalb verantwortlich, sondern auch Mitglieder der Vereine.“ Die Vorfälle seien zudem nicht in den Festzelten passiert, sondern außerhalb und teilweise auch nicht mehr auf dem Veranstaltungsgelände.

Schützenfeste in Wesel: Bisher kein Sicherheitskonzept notwendig

Bereits im Vorfeld der Sitzung gaben die Stadtverwaltung und die Polizei eine Stellungnahme zu den Geschehnissen ab. So stuft die Stadt die alljährlich gefeierten Schützenfeste bisher nicht als Großveranstaltung beziehungsweise als Veranstaltung mit „erhöhtem Gefährdungspotential ein“. Deswegen wurde bisher darauf verzichtet, die Schützenvereine zur Vorlage eines Sicherheitskonzeptes zu verpflichten. Damit wäre unter anderem der Einsatz von einem professionellen Securitydienst verpflichtend für die Veranstalter. In den vergangenen Jahren habe es keine Vorfälle gegeben, die die Auflage rechtfertigen würden, heißt es von der Verwaltung weiter. Ausnahme: die jüngste Auseinandersetzungen in Flüren und Obrighoven.

Die Polizei sieht die Gewalt auf Schützenfesten offenbar nicht als flächendeckendes Problem. „Es liegen zurzeit keine Erkenntnisse vor, die den Schluss zulassen, dass sich auswärtige Gruppen organisiert verabreden, um Brauchtumsfeste im Bereich der Stadt Wesel zu stören und gezielt Gewalt auszuüben“, wird die Kreisbehörde in der Vorlage für den Ausschuss zitiert. Zwar bestätigt die Polizei nochmals die Schlägereien in Flüren und Obrighoven, bei denen insgesamt fünf Personen in Gewahrsam genommen wurden. Doch insgesamt würden die Brauchtumsfeste in Wesel friedlich verlaufen.

Auch in anderen Teilen des Kreises oder in der Nachbarschaft gibt es laut Aussagen der Polizei keine generellen Probleme mit Randale in diesem Bereich. „Bei Schützenfesten insbesondere mit größerem Besucheraufkommen können Ruhestörungen, Einsätze wegen Randalierern oder Körperverletzungsdelikte nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden“, führt die Kreispolizeibehörde weiter aus.

Die Stadt zieht aus dieser Einschätzung der Polizei den Schluss, dass auch künftig keine Sicherheitskonzepte für Schützenfeste nötig sein werden. Eine sogenannte „Veranstaltungsbeschreibung“, die auch Sicherheitsaspekte beinhaltet, hält die Stadt grundsätzlich für ausreichend. Allerdings will sie die Entwicklung weiterhin beobachten und im Einzelfall härtere Maßnahmen in Absprache mit der Polizei und anderen Behörden zur Auflage für Veranstalter machen. Dazu gehört etwa der Einsatzes eines professionellen Sicherheitsdienstes, wie er aber ohnehin schon auf bei vielen Schützenvereinen standardmäßig dazu gehört beim Jahreshöhepunkt.

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