Der Sohn unseres Autors hasst Hausaufgaben. Und er hat immer das letzte Wort. Vor allem, wenn es um den Ernst des Lebens geht.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.
Der Rest des Tages war stets verloren, wenn unser Sohn Schularbeiten mit nach Hause brachte. Dass wir seit Beginn des Schuljahres nicht mehr viel mit Hausaufgaben zu tun haben, ist also äußerst förderlich für den Hausfrieden. Der Dank gilt den „Lernzeiten“, die jetzt an unserer Schule eingeführt wurden. Vereinfacht gesagt bedeuten diese: Die Kinder machen ihre Aufgaben im Klassenzimmer. Es gibt einen festen Plan an Aufgaben, die in der Woche erledigt werden müssen. Und nur, was davon nicht geschafft wird, muss zu Hause fertiggemacht werden. Unser Sohn, der sehr auf seine Work-Life-Balance achtet, ist davon so motiviert, dass er in der Lernzeit-Stunde am Montag fast schon die Aufgaben für die ganze Woche erledigt. Was in der Schule passiert, bleibt in der Schule.
Unser i-Dötzchen, unsere Tochter, musste am Sonntagabend allerdings noch einige „Is“ schreiben, um den Plan zu erfüllen – was für sie nicht weiter schlimm war. Ihr Bruder aber fragte ganz erschrocken: „Muss Melia etwa noch Hausaufgaben machen?“ Ich, der sich noch mit Bluthochdruck an die Zeit vor dem Hausfrieden erinnert, war getriggert: „Ja, aber deine Schwester hat da im Gegensatz zu dir auch nicht viel gegen!“ Nicht weniger vorwurfsvoll sprach mein Sohn: „Das musst du mir auch nicht immer unter die Nase reiben!“
Dem folgte eine kurze Diskussion über den Ernst des Lebens, darüber, dass Devin bald in der weiterführenden Schule, wo es vermutlich keine „Lernzeiten“ geben wird, cooler damit umgehen werden muss, wenn er Hausaufgaben mit nach Hause bringt. Eine Diskussion, die mündete in dem doofen Satz: „Das Leben ist kein Ponyhof“ Aber Devin konterte schlagfertig: „Doch, das Leben ist ein Ponyhof! Auf dem ist es auch ziemlich anstrengend. Man muss die ganze Zeit den Mist wegmachen und es ist laut.“ „Und Reiten ist auch ein anstrengender Sport, wa?“, fragte ich halbironisch. „Ja genau, nicht nur anstrengend, sondern auch Tierquälerei. Das ist geradezu kriminell.“ Ich habe keine Pointe, ich bin sprachlos.
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