
Marcello (Agris Hartmanis) und Rodolfo (Marco Antonio River) verheizen aus Not ihre Kunst. Im Dinslakener Burgtheater wurden die schönsten Szenen aus der Oper „La Bohème“ präsentiert.
Foto: Foto: Markus Joosten / FUNKE Foto Services
Dinslaken. Die schönsten Szenen aus Puccinis Oper „La Bohème“ wurden im Burgtheater präsentiert. Das Stück hat einen Bezug zur Gegenwart.
Kulturschaffende in prekären Lebensverhältnissen, eine on-off-Beziehung und die Schatten einer tödlichen Lungenkrankheit, die das Schicksal einer jungen Clique bestimmen wird: Puccinis Oper „La Bohème“ erscheint 125 Jahre nach ihrer Uraufführung überraschend aktuell. Und so brauchte die Inszenierung am Sonntagvormittag im Burgtheater keine Aktualisierungen in der Ausstattung, um zu berühren. Es war vielmehr die gesamte Art der Produktion, die die Wechselwirkung des Opernklassikers und dem Leben in Coronazeiten widerspiegelte.
Große Opernproduktionen leicht zugänglich zu den Menschen gebracht
„Music-to-go“, das sich zur Aufgabe gemacht hat, große Opernproduktionen leicht zugänglich und moderiert zu den Menschen zu bringen, wird staatlich gefördert. Denn das Konzept, vier Sänger zum Arrangement für Streichquartett die schönsten Szenen einer Oper aufführen zu lassen und das Ganze dank erklärender und überleitender Moderation auf knappe Eineinhalbstunden ohne Pause zu verdichten, ist äußerst coronakonform.
Und dass solch ein kurzweiliges musikalisches Liveerlebnis dann noch statt eines Eintritts auf die Spendenbereitschaft des Publikums setzt, bringt die Charaktere, die mittellosen Freunde Marcello (Maler) und Rodolfo, (Lyriker und freier Journalist) noch lebendiger ins heutige Leben.
Große musikalische Momente
Die Geschichte selbst ist schnell erzählt. Während Marcello (Agris Hartmanis) und Musetta (Rosha Maura Fitzhowle) eine On-off-Beziehung führen, scheitert Rodolfo (Marco Antonio River) an seiner Hilflosigkeit angesichts der Lungenkrankheit seiner großen Liebe Mimi (Monika Rydz). Große musikalische Momente erlebte das Publikum nicht nur in den Arien wie „Mi ciamo Mimi“, sondern auch in Momenten wie dem Sterben Mimis, als das Cello auf einen Ton verharrte - es drängte sich unweigerlich die Assoziation zur Herztonmaschine im Krankenhaus auf. Das Publikum spendete dem Ensemble unter der Leitung von Han Gyul Song so viel Applaus, dass dieses noch eine der heiteren Szenen da capo sang.
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