Turbulente Kirchengeschichte

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Voerde.   Katholische Bürger bedrohten den evangelischen Pastor, der katholische Pastor verschanzte sich vor seinen evangelischen Gegnern in der Sakristei – und das alles unter einem einzigen Kirchendach. Im Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums blickt die Evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm auf eine turbulente Geschichte zurück und eröffnete zu diesem Anlass am vergangenen Sonntag eine Ausstellung in der Schinkelkirche in Götterswickerhamm.

Katholische Bürger bedrohten den evangelischen Pastor, der katholische Pastor verschanzte sich vor seinen evangelischen Gegnern in der Sakristei – und das alles unter einem einzigen Kirchendach. Im Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums blickt die Evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm auf eine turbulente Geschichte zurück und eröffnete zu diesem Anlass am vergangenen Sonntag eine Ausstellung in der Schinkelkirche in Götterswickerhamm.

„Drei Monate lang hat Hermann Klein recherchiert und die Ausstellung konzipiert“, erzählt Bürgermeister Dirk Haarmann, der selbst Vorsitzender des Fördervereins Baudenkmal Kirche Götterswickerhamm ist. Kurz vor seinem Tod habe Hermann Klein die wichtigsten Informationen noch seiner Enkeltochter diktiert, so dass sein letztes Projekt für die Gemeinde tatsächlich stattfinden konnte. Ebenfalls an der Ausstellung beteiligt war Archivleiterin Bärbel Klenner, die bereits die Lutherausstellung in Möllen organisiert hat.

„Sütterlin kann ich lesen, aber bei den Dokumenten von 1600 wird es schwierig“, gibt Bärbel Klenner zu und ist schon mitten drin im Vorlesen eines über 400 Jahre alten Beschwerdebriefes. Denn nachdem die Kirche Götterswickerhamm für einige Jahre mit evangelischen und katholischen Altären ausgestattet gewesen war, kam es mit dem ersten lutherischen Pfarrer Konrad Glintzing zum Eklat. Er musste sich gegen Hass und körperliche Angriffe der wenigen verbliebenen katholischen Mitbürger durchsetzen.

„Auf der anderen Seite sah es aber auch nicht viel besser aus“, wirft Pastorin Hanke Ibbeken ein. So beschwerte sich der katholische Priester Jodokus Rost darüber, wie schlecht er behandelt wurde. Da er partout seinen Posten nicht aufgeben wollte, richtete er in der Sakristei seine Wohnung ein.

Streit der Konfessionen

„Die Kirchengemeinde hat es hier schwer gehabt“, fasst Bärbel Klenner zusammen. Denn der Streit der Konfessionen stand im geschichtlichen Kontext der verschiedenen Kriege, die für plündernde Soldaten und zerstörte Kirchendächer sorgten. Wieso sich letztendlich dennoch der lutherische Glauben in Götterswickerhamm durchsetzte, können Besucher der Ausstellung durch die Tafeln mit informativen Texten und interessanten Bildern erfahren. So wie Ellen Hagemeister, die selbst sagt: „Ich will gerne wissen, was damals Sache war.“ Dazu fährt sie gemeinsam mit ihrem Mann sogar nach Wittenberg – die Ausstellung biete davor das nötige Grundwissen. „Aber für das Durchlesen will ich meine Ruhe haben.“

Die nötige Ruhe finden Interessierte an jedem Sonntag von 11.45 Uhr bis 17.30 Uhr, dann ist die Kirche bis zum 10. September im Rahmen der Offenen Kirche geöffnet.

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