Die Zufahrt zur Nebenrinne soll ausgebaggert werden, damit die Fähre zwischen Xanten und Bislich ihren Liegeplatz auch voll nutzen kann.
Xanten/Bislich. Die Fähre „Keer tröch“ ist beliebt. Doch ihr Betrieb leidet zunehmend unter mangelhaften Verhältnissen in ihrem Heimathafen. Die sind spätestens seit dem vergangenen Jahr bekannt, als das extreme Niedrigwasser des Rheins in der Bislicher Nebenrinne das Manko ans Licht brachte: In der Zufahrt hatte sich eine Kies- und Sandbank gebildet, außerdem liegen dicke Wasserbausteine zu nah am neuen Anleger, wo obendrein ebenfalls starke Versandung herrscht.
Thema heute im Ausschuss
Das Ganze hat 2018 viel Staub aufgewirbelt, soll nun durch Ausbaggern gelöst werden. Die Weseler CDU hatte unlängst nach dem Stand gefragt, sind doch bereits 260.000 Euro bei der Stadt für die Arbeiten vorgesehen. Die Verwaltung hat das Thema für die heutige Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses aufbereitet. Ein Wasserbauingenieur empfiehlt das Ausbaggern des hafenähnlichen Verkehrsbereichs für die Fähre. Damit soll die Versandung der Einfahrt zurückgehen.
Eine nachhaltigere Lösung versprechen sich Experten vor allem von der einst angestrebten kompletten Durchströmung der Nebenrinne von der Fähre bis zum Suhrborg-Hafen. Dies ist das Ziel des mit EU-Mitteln gespeisten 2,6-Millionen-Projektes der Naturschutzstation Niederrhein in Kranenburg. Der so genannte Melkstalldamm teilt die Nebenrinne weiter in zwei Abschnitte. So kommt es, dass bei fallenden Wasserständen des Rheins das Wasser aus der Nebenrinne eben nicht in nördlicher Richtung abläuft, wo sich eigens eine erhöhte Einlaufschwelle zum Speichern befindet, sondern sich seinen Weg zurück durch die Fährzufahrt bahnen muss. Ergebnis: Immer mehr Sedimente lagern sich an den neuralgischen Stellen ab.
Parallel wird auch der Rhein weiter für angeschwemmtes Material in der Einfahrt sorgen, weil sich diese am Gleithang, also in einer Innenkurve befindet, wo die Fließgeschwindigkeit des Stroms geringer ist als hier beispielsweise auf Xantener Seite. Das Nabu-Projekt hatte schon früh Kritiker auf den Plan gebracht. Gerd Hakvoort, Vorsitzender des Heimatvereins Bislich, der die Fähre betreibt, hat schon im September 2017 von einer „eklatanten Fehlplanung“ gesprochen. Das Biotop würde nicht als Laichhabitat für Fische dienen können, da dort keine lockeren, kiesigen Untergründe vorhanden seien. „Den Planern war bekannt, dass die ausgekiesten Flächen der Nebenrinne bis auf einige Seen und Tümpel mit Feinsanden verfüllt worden sind“, sagte Hakvoort damals, nachdem im Frühjahr 2017 ein provisorischer Damm bei einem kleinen Hochwasser weggespült worden war und sich Schlammassen bis zum Fähranleger ergossen hatten. Hakvoorts Sorgen sind mit den Erfahrungen aus 2018 und den aktuellen Zuständen nur größer geworden. Schon zum Saisonstart 2019 hat es im Fährbetrieb Fehlzeiten gegeben, die sich negativ auf die Einnahmen ausgewirkt haben. Die meiste Zeit habe man auch den eigenen Ankerplatz nicht nutzen können, sondern rheinab im Suhrborg-Hafen Schutz suchen müssen, erklärte Hakvoort. Besagte Wasserbausteine am Anleger in der Rinne gefährden den Rumpf der „Keer tröch“. Insgesamt sei die Sohle der Rinne nun um gut 1,50 Meter höher gelegen.
Boden auf Belastungen untersuchen
Hakvoort schätzt, dass 4000 bis 5000 Kubikmeter abgelagerten Materials herausgeholt werden müssten. Bevor die Ausbaggerung ausgeschrieben werden könnte, müsse der Boden auf Belastungen untersucht werden. Herbstruhezeiten müssten zudem beachtet werden. Mit viel Glück könne die Sache im September/Oktober über die Bühne gehen. Oder man müsse versuchen, beim Kreis Wesel eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken. Die Nutzung des eigenen Anlegers ist auch aus anderen Gründen für den Heimatverein wichtig. Sie vermeidet nicht nur Anfahrtswege, denn hier kann die Fähre dank eigens installierter Vorkehrungen ordnungsgemäß betankt werden.
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