Grenzenloses Lernen

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Am Niederrhein/In den Niederlanden.   Sie liegen nur eine Stunde Busfahrt auseinander, doch sprachlich trennen die Europaschule Kamp-Lintfort und ihre Partnerschule OBS Huissen bei Nimwegen Welten – noch. Die beiden Sekundarschulen sind Pilotschulen im Projekt „Nachbarsprache - buurcultuur“ der Uni Duisburg-Essen und der Radboud Universiteit Nimwegen. Das soll nun auf weitere Schulen in der Grenzregion Euregio Rhein-Waal ausgeweitet werden.

Sie liegen nur eine Stunde Busfahrt auseinander, doch sprachlich trennen die Europaschule Kamp-Lintfort und ihre Partnerschule OBS Huissen bei Nimwegen Welten – noch. Die beiden Sekundarschulen sind Pilotschulen im Projekt „Nachbarsprache - buurcultuur“ der Uni Duisburg-Essen und der Radboud Universiteit Nimwegen. Das soll nun auf weitere Schulen in der Grenzregion Euregio Rhein-Waal ausgeweitet werden.

Es geht um ein Austauschprogramm, gefördert mit insgesamt 3,4 Millionen Euro durch die Euregio Rhein-Waal. Das will Schulen der Region erstmals gebündelt in größerem Stil grenzüberschreitend zusammenbringen. Schüler sollen so Sprachbarrieren überwinden, auch damit sie später mal in punkto Ausbildung oder Job die Niederlande in den Blick nehmen können. Und das Projekt will helfen, das Material für den Sprachunterricht im Grenzraum „lebendiger und praxisnäher zu gestalten“.

Für das Niederländische zum Beispiel gibt es an hiesigen Schulen nur eine Lehrbuchreihe. „Wirklich attraktiv und praxisnah ist die nicht“, sagt Simone Frank, Projekt-Koordinatorin an der Uni Duisburg-Essen.

Metallverarbeitung und Sportangeln

So nah und doch so weit weg – diese Erfahrung hat auch Claudia Grimmeck gemacht, die an der Europaschule in Kamp-Lintfort unter anderem Niederländisch unterrichtet und die Schulpartnerschaft dort koordiniert. „Niederländisch ist keine Dialekt-Abwandlung des Deutschen“, sagt sie.

Als die ersten Schüler im März für einen Projekttag die Partnerschule in Huissen besuchten – sie haben mit Huissener Schülern gemeinsam einen Roboter gebaut – hätten sie „ein paar Brocken“ Niederländisch im Gepäck gehabt. Ansonsten aber „haben sie sich untereinander auf Englisch und mit dem Google Translator verständigt“. Einige fanden das Treffen aber so toll, dass sie nun Niederländisch lernen wollen.

An der Europaschule gibt es Niederländisch-Unterricht erst seit dem vergangenen Schuljahr als Wahlfach ab Klasse 6. „Wir überlegen aber, es auch den Älteren anzubieten und sind dazu mit der Universität Nimwegen in Kontakt“, sagt Grimmeck.

Als Nächstes stand für die Kamp-Lintforter jüngst ein „Kurzpraktikum“ in Huissen an: 30 Kamp-Lintforter Acht- und Neuntklässler haben dort mit ihren niederländischen Altersgenossen Erfahrungen in Hauswirtschaft, Metallverarbeitung, Holzbearbeitung und, ja, Sportangeln gemacht. „Das hat eine Deutsch- und Englisch-Lehrerin dort organisiert“, sagt Grimmeck: Die Niederländer konnten so Gelegenheit bekommen, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden.

Ziel: voneinander zu lernen

„Wir wollen gemeinsam voneinander lernen“, beschreibt Projektleiterin Prof. Ute Boonen von der Uni Duisburg-Essen die Projektidee. Für Lehrer gibt es Fortbildungen und ebenfalls gemeinsame Projekte, bei denen Niederländer an der deutschen Partnerschule Unterricht geben und deutsche Kollegen in den Niederlanden. Auch die Schulen selbst sollen Gelegenheit haben, von anderen Erfahrungen zu profitieren: An der Europaschule etwa wird derzeit mit einer weiteren Schule ein Austausch vorbereitet, dem Maaslandcollege in Oss zwischen Nimwegen und s’Hertogenbosch. „Die sind sehr weit in Sachen Digitalisierung und auch schon viel länger Europaschule als wir“, sagt Claudia Grimmeck. Die Kollegen dort wiederum seien „sehr interessiert daran, wie wir das mit der Differenzierung innerhalb der Schulklassen organisieren“. Nach den Sommerferien will man mit dem Austausch starten.

Etwa 50 ‘Schultandems’ wollen die Projektinitiatoren organisieren. „Wir suchen jetzt weitere Teilnehmer, die ab dem kommenden Schuljahr mitmachen wollen“, sagt Koordinatorin Simone Frank. Die Unis wollen unter anderem die Partnerschulen vermitteln und das Projekt wissenschaftlich begleiten. Als weitere Pilotschule ist bisher das Lise Meitner Gymnasium in Geldern dabei. Im März waren erstmals niederländische Schüler aus Nimwegen in Geldern.

Niederländisch-Lehrer Knut Lipke beobachtet, dass die Sprachbarriere zwischen beiden Ländern „derzeit eher zunimmt“. Weil zum Beispiel in den Niederlanden Deutsch als Schulfach nicht mehr so unterstütz werden und hierzulande die Tendenz erkennbar sei, dass Englisch als Fremdsprache eigentlich reiche. Die Neuntklässler aus Geldern hatten sich zum Auftakt in Teams mit „Feiertagen in Deutschland und den Niederlanden“ befasst.

Als nächstes stand ein Projekt mit dem Theater Mini-Art aus Bedburg-Hau auf dem Programm. Schüler brachten ein Stück auf die Bühne - auf Deutsch und auf Niederländisch.

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