Schule

Bei Obi geht Lernen anders

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Die Kinder sind mit Begeisterung bei der Sache. Foto: Gisela Weißkopf /WAZFotoPool

Die Kinder sind mit Begeisterung bei der Sache. Foto: Gisela Weißkopf /WAZFotoPool

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Moers. GGS Annastraße hat nach dem Aus des Kunstförderprogramms MUS-E dank vieler Helfer ein Folgeprojekt gestemmt.

Wer 26 quirligen Erstklässlern eine Trommel in die Hand drückt, sollte genau wissen, was er tut. Obi Odamethey weiß das. Aufmerksam hocken die Knirpse in der Turnhalle der Grundschule Annastraße auf dem Boden und lassen auf sein Kommando ein Gewitter los. Kein Kinderkrawall, sondern eine gekonnte rhythmische Übung, die die I-Dötzchen konzentriert zelebrieren.

Rektorin Ulla Ledermann nennt den Künstler aus Ghana manchmal „unseren Kinderflüsterer“. Einmal in der Woche kommt der Musiker, Tänzer und Akrobat in die Annastraße, um mit allen sechs Klassen künstlerisch zu arbeiten.

Obi Odamethey, sagt Ulla Ledermann, sei ein Glücksfall für die Schule. Seit das Kunstförderprogramm MUS-E Anfang des Jahres wegen der Insolvenz der Yehudi Menuhin-Stiftung plötzlich gestoppt wurde, hatten Lehrer und Eltern der Schule nach Ersatz für das erfolgreiche Programm gesucht – und nach Sponsoren, die ein neues Förderprojekt finanzieren.

Selbstbewusstsein und Stärke finden

Die „Kulturkids“ wurden geboren, nicht zuletzt, weil so viele Menschen an einem Strang zogen. Beide Kirchengemeinden im Stadtteil, die Kulturstiftung der Sparkasse, die Wohnungsbau Stadt Moers, der Mercator-Stahlhandel und der Verein „Klartext für Kinder“ sprangen hilfreich zur Seite.

In der Turnhalle hat Obi sein Weihnachtsgeschenk von den Erstklässlern bekommen. Ein selbstgemachtes buntes Bilderbuch, das den Künstler auf seinen Weihnachtsurlaub in Ghana begleiten soll. „Kom balt fida“, hat einer auf sein Bild geschrieben. „Das ist für die Kinder etwas besonderes, weil hier das Schulische nicht im Vordergrund steht“, so Ulla Ledermann, „hier ist der Weg das Ziel“.

Auch bei Obi wird gelernt - aber eben anders. Selbstbewusstsein, neue, eigene Stärken finden und einsetzen können – all das entsteht als Nebeneffekt, wenn der 50-Jährige mit den Kindern Akrobatik macht, sie Tanzen und Rhythmus lehrt.

„Obi bringt eine Profession ein, die wir so nicht bieten können, das öffnet den Kindern andere Zugänge“, sagt die Rektorin. „Eigentlich schade, dass das keine Selbstverständlichkeit für alle Kinder ist.“ Für dieses Schuljahr ist der Dienstag mit Obi dank der Spender finanziell gesichert. Lehrer, Eltern und Kinder hoffen, dass es noch möglichst lange so weitergeht.

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