Kamp-Lintfort. Juniorwahlen mit Siegel und Urne. 420 Schüler gaben ihre Stimme ab. Von der Idee vom Wahlrecht mit 16 hält trotzdem nicht jeder etwas.
Die Schülerinnen und Schüler des Georg-Forster-Gymnasiums haben schon am Freitag gewählt. Nicht nur die über 18-Jährigen schritten an die Wahlurne, sondern auch Gymnasiasten der Jahrgänge 7 bis 12. Auch wenn die Stimmen noch am selben Tag ausgezählt wurden – das Ergebnis ist streng geheim bis Sonntagabend 18 Uhr. „Schließlich soll ja niemand beeinflusst werden“, erklärt Michael Hänsel, der mit seinem neunten Jahrgang im Erdkunde- und Politikunterricht die Juniorwahl bestreitet.
Dabei ist alles wie im richtigen Leben bei der Landtagswahl: Es gibt versiegelte Wahlzettel, einen gewählten Wahlvorstand, Kabinen,
versiegelte Urnen, ein Wahllokal, Wählerlisten und Wahlbenachrichtigungen. Der einzige Unterschied: Diese wurden den Juniorwählern persönlich zugestellt. Auf dem Wahlzettel standen die gleichen Parteien und Namen wie auf den echten Stimmzetteln. 480 von 820 Schülern konnten am Freitag ihre Stimme abgeben. Und das haben sie außerordentlich ernst genommen, hat Lehrerin Almut Kersting beobachtet. „Was, wenn ich keinen Ausweis dabei habe?“, sei eine der besorgten Fragen gewesen. Ansonsten waren sie bestens vorbereitet: Spontanwähler waren die Ausnahme. Die meisten hatten eine klare Vorstellung, wo sie ihr Kreuzchen hinsetzen. Sie hatten sich ja mit Wahlomat und Fernseh-Kandidatencheck besser vorbereitet als mancher erwachsene Wähler. Auch wie das mit der Erst- und der Zweitstimme ist, haben sie noch frisch im Gedächtnis. Dennoch ist Lara Preugschas nicht sicher, ob das Wahlrecht ab 16 für sie erstrebenswert ist: „Viele kennen sich ja nicht so gut aus, dann weiß ich nicht, ob es so gut ist“, sagt sie.
Schüler-Ergebnisse relativ nah an echten Ergebnissen
Die Juniorwahlen werden schon seit vielen Jahren von einem Verein ausgerichtet, der auch das durchaus professionell aussehende Equipment liefert sowie ein fertig geschnürtes Unterrichtspaket. Landesweit machen 216 Schulen mit. Für die Bundestagswahl im Herbst gibt es laut Homepage schon über 2500 Anmeldungen. In den letzten Jahren der Juniorwahl am Forster-Gymnasium, so staunt Lehrer Michael Hänsel, der für die SPD auch in der Kommunalpolitik unterwegs ist, waren die Schüler-Ergebnisse immer relativ nah an den echten Ergebnissen. Und: „Dass sie extremen, antidemokratischen Parteien ihre Stimme geben, ist sehr selten.“
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