Diebstahl

Entsetzen in Wesel: Diebe stemmen Stolperstein aus dem Boden

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In Wesel liegen an vielen Stellen solche Stolpersteine – an der Torfstraße entwendeten Diebe nun eines der Mahnmale.

In Wesel liegen an vielen Stellen solche Stolpersteine – an der Torfstraße entwendeten Diebe nun eines der Mahnmale.

Foto: Markus Weissenfels / FUNKE Foto Services

Wesel.  Mit Entsetzen haben Stadt und der Jüdisch-Christliche Freundeskreis aus den Diebstahl eines Stolpersteins reagiert. Der Staatsschutz ermittelt.

Auf der Torfstraße in Wesel wurde einer der drei Stolpersteine, die an die Familie David erinnern, gewaltsam entfernt und entwendet. Das teilte am Donnerstagnachmittag die Stadt mit. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, der Staatsschutz wurde eingeschaltet. Anwohnern war aufgefallen, dass der Stein von Netty David fehlt. Eine Suche im näheren Umfeld blieb erfolglos. Nach Angaben der Polizei ereignete sich die Tat bereits am Dienstagabend gegen 23.30 Uhr. Die Diebe haben das Mahnmal aus dem Gehweg gestemmt.

Stolperstein von Netty David war einer der ersten in Wesel

Die Stolpersteine erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. In Wesel gibt es mehrere Stellen, an denen solche Steine in den Gehweg eingelassen sind: Mittlerweile sind im Stadtgebiet knapp 150 Steine des Künstlers Gunter Demnig verlegt worden. Die Stadt und der Jüdisch-Christliche Freundeskreis reagierten mit großem Entsetzen auf den Vorfall. „Wir verurteilen diese frevelhafte Tat aufs Schärfste. Antisemitismus hat in Wesel keinen Platz!“, machen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Wolfgang Jung, Vorsitzender des Freundeskreises Wesel gemeinsam deutlich. Die Stadt stellt eine Strafanzeige.

Netty Davids Stolperstein und die ihrer Eltern Siegfried und Berta gehörten zu den ersten Steinen, die im Jahre 2009 in Wesel verlegt wurden. Sie wurde in Wesel geboren und ging hier zur Schule, mit ihren Eltern emigrierte sie im Oktober 1939 nach Holland. Sie überlebte im Untergrund und heiratete Leo Hess. Ihre Eltern wurden über Westerbork nach Sobibor deportiert und wurden dort Anfang März 1943 ermordet.

Die Stolpersteine der Eltern wurden von städtischen Mitarbeitern sichergestellt. Beim Künstler Gunter Demnig wurde bereits ein neuer Stein für Netty David in Auftrag gegeben. Sobald dieser verfügbar ist, werden die drei Stolpersteine der Familie David wieder an alter Stelle im Gehweg verlegt werden, heißt es von Seiten der Stadt.

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